Straßennamen in Martfeld

Autor: Hartmut Bösche



  Alte Bremer Straße Auf dem neuen Lande Auf dem Stühr  
  Am Schützenplatz Bargmanns Weg Die Bruchhauser Straße  
  Dickensweg Dör de Troar Eckerhöfe  
  Eichenweg Eitzendorfer Straße Gieschenstraße / Im Mallen  
  Grimmsweg Hinter den Höfen Hollen / K 144  
  Holzmaase Hoyaer Straße Hustedter Stra0e  
  In der Weide Im Uhlenbruch Oister Weg / Kleine Heide  
  Die Kirchstraße Die Kleinenborsteler Heide Kriegermoor  
  La Bazoge Moorheide Möhlenbraken  
  Mühlenweg Normannshauser Weg Ortende  
  Plaggenhau Suhlenstra e Tuschendorfer Weg  
  Verdener Stra e Vor dem Dorfe Wachtstra e  
  Westernheide Zur Maase  
 

Alte Bremer Straße


29.26
Die Alte Bremer Straße ist gar nicht Martfelds "alte" Bremer Straße. Sie ist nur die stillgelegte ehemalige Einmündung der heutigen Bremer Strae in die Hauptstraße. Die wirklich alte Verbindung nach Bremen lief über Beppen, denn früher waren allzu oft Wasser und Eis im Schwarmer Bruch ein Verkehrshindernis und der Übergang überber die Eiter nur im Sommer zu empfehlen. Der Ortsausgang in Richtung Schwarme hieß früher "Heidstraße", woran der Hausname "Heidstraßen - Knüppel" (Bremer Straße 19) bis heute erinnert.
Der Familienname Knüppel ist eng mit der Alten Bremer Straße verbunden. Als man vor Jahren für den kurzen Abschnitt einen neuen Namen suchte, wäre "Knüppeldamm" eine originelle Lösung gewesen. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges waren drei der vier anliegenden Stellen im Besitz dieser Familie. Von Meineke Knüppel (Meinkens , jetzt Heide Schwecke), Lüder Knüppel (Lürs , jetzt Johann Stege) und Berend Knüppel (Berends, jetzt Gasthaus Kiek rin) sind die Vornamen lange als Hausnamen geblieben. Etwas abgelegen wohnte Heinrich Knüppel; er hatte die kleinste Wirtschaft und wurde dennoch der "Große Knüppel" genannt (jetzt Hauptstraße 10). Von der ehemals landwirtschaftlichen Prägung des Weges ist nichts geblieben. Die angrenzenden Gärten und Äcker boten sich als Bauland für eine Tankstelle, eine Post, eine Apotheke, eine Schlachterei und einen Supermarkt an. Das geschäftige Zentrum des Dorfes hat hier wertvollen Platz gewonnen, als die Einmündung der Bremer Straße verlegt wurde. Auf der ehemaligen Durchgangsstraße finden nun Großveranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt statt.
Den ersten gewerblichen Betrieb an der Straße gründete vor zweihundert Jahren Johann Brinkmann. Er war Grobschmied und verlegte seine funkensprühende Tätigkeit bald nach aus wärts. Die Hausnummer 16 nahm er mit (jetzt Bremer / Selent, Wiesengrund 16). Im alten Haus, jetzt mit der Nummer 139, richtete sich der Tischler Rennig Meyer ein. Später wohnte dort der Fuhrmann Dietrich Bremer, schließlich der Klempner Fritz Edler, aus dessen kleiner Werkstatt dann das Installationsgeschäft Hartmann GmbH herauswuchs.
Zur Zeit des Fuhrmanns Bremer war die Heerstraße über Schwarme und Emtinghausen schon winterfest ausgebaut So richtete er einen regelmäßigen Fahrdienst mit Pferd und Wagen nach Bremen ein. Sein Sohn schaffte schließlich sogar einen Kraftomnibus an. Der wurde 1926 von Masemann in Schwarme übernommen, seitdem war der Masemann - Bus die sprichwörtliche Verbindung Martfelds mit Bremen.
Der Weg nach Bremen soll hier als Anlass genommnen werden. das Verschwinden von vierzig Kleindenkmälern aus dem Ortsbild zu bedauern. Es sind die Kilometersteine entlang der Landstraße 331, die vor einigen Wochen durch Metallschilder ersetzt wurden. Immerhin hatten sie über 130 Jahren ihren Dienst getan. In Königlich-Hannoverscher Zeit, als die Chaussee von Hoya über Martfeld nach Bremen gebaut wurde, setzte man Meilensteine. Am 1. Januar 1872 wurde im Deutschen Reich das metrische System eingeführt, seitdem gibt es Kilometersteine.
Die Landstraße 331 zählt die Kilometer ab Bremer Landesgrenze und erreicht in Martfeld bei der Einmündung in die Hauptstraße die Zahl 18,1. Nur 18 Kilometer von Martfeld bis Bremen?
Ja, nur 18 Kilometer auf preußischer Landstraße. Dazu kommen noch knapp fünf Kilometer durch Braunschweiger Gebiet. Deren Zählung beginnt an der Eiterbrücke und steigt in Richtung Bremen bis auf 4,7 kurz vor Felde. Danach wird mit 11,9 wieder preußisch und rückwärts gezählt und mit 0,0 schließlich die Bremer Landesgrenze erreicht. Bremisch zählt man dann wieder aufwärts Richtung Stadtzentrum.
So modern also die neuen Metallschilder auch aussehen mögen, ihre Informationen stammen noch aus der Zeit der Kleinstaaterei. Dazu passen die alten steinernen Zeugen besser und hätten auch erhalten werden können. Hoffentlich bereitet es der Polizei kein Problem, wenn ihr auf der L331 ein Unfall zwischen den Kilometerschildern 0,1 und 12,0 gemeldet wird: Das wäre genau auf der Eiterbrücke.

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Auf dem neuen Lande

0.5
Die Straße verbindet die Orte Loge und Tuschenschendorf miteinander. Das "Neue Land", das ihr den Namen gab, wurde 1797 vermessen. Bis dahin trennte der uralte Weg die Loger Ackerkämpe auf der einen Seite von der Loger Heide auf der anderen. Die Loger Heide und die Brandheide gingen ineinander über. Bis heute haben sich ein paar winzige Reste von Heidekraut am Feldrand über alle Kultur- und Flurbereinigungsmaßnahmen hinweggerettet.
Sie zeugen im Dreieck Loge - Tuschendorf - Brandheide von einer vergangenen Kleinlandschaft, die Ende des 18. Jahrhunderts ins Blickfeld der Planer geriet. Wie überall im Lande sollten auch in Martfeld neue Ackerflächen für die wachsende Bevölkerung erschlossen werden. Die drei genannten Ortsteile wurden in einem Projekt zusammengefaßt, Anfang einer Gemeinsamkeit, die bis heute im Schützenverein fortlebt.
Nach entsprechenden Vorbereitungen des Amtes Hoya erhielt 1798 jeder Brinksitzer einen schmalen Streifen von vier Himtsaat, jeder der drei Loger Eggeköner aber acht Himtsaat neues Land. Der Loger Brinksitzer Gerd Hinrich Köster mußte sich seine Zugehörigkeit zur Interessentenschaft erst in einem langwierigen Prozeß erkämpfen. Da er nach Hoyerhagen zur Kirche ging, hatte man ihn zunächst ausgeschlossen,ihm dann aber doch ein unglücklich gelegenes Stück zugestanden. Kösters Sohn hat es wohl bald verkauft und dafür die acht Himtsaat des Loger Eggekötners Rosenhagen erheiratet. So blieb die Köstersche Stelle bis heute auf dem Neuen Landen präsent.
Ein kleiner Rest Heidefläche am Loger Ende der neuen Stücke wurde zum Erdstich bestimmt, wo Sand zur Wegebesserung abgegraben werden konnte. So entstand dort ein Teich. Er war Sommertags der Treffpunkt der Loger und Tuschendorfer, tagsüuber der Kinder und abends der von der Erntearbeit verschwitzten jungen Leute. Das kleine Gewässer ersetzte den Bauern nicht nur das fehlende Badezimmer, es war auch - wenigstens bei gutem Wetter - die tägliche Nachrichtenbörse. Das ist Vergangenheit, den Älteren ein Stück wehmütiger Erinnerung. Bei der Flurbereinigung 1972 wurde der trockengefallene Teich verfüllt und die Fläche dem Kösterschen Besitz zugeschlagen. Dieses Stück Umland, vom Schümtzenverein eingezäunt, bot sich von der Lage und von der Tradition der Begegnung her an, zum Osterfeuerplatz bestimmt zu werden.

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Auf dem Stühr

6.5
Vor 200 Jahren erweiterte sich die Straße nach Bruchhausen am Martfelder Ortsausgang zu einem großen Platz, in dessen Mitte "Dierkstoffers" winziger Brinksitz (heute Semsrott) lag. Von diesem Platz führten zwei Wege nach Süden in die "Neue Weide". Der eine lief ziemlich direkt in Richtung "Franz Haus" (heute Westermann), der andere zu einigen Ackerkämpen, die auf erhöhten Stellen des Bruchlandes angelegt worden waren. Der Ackerweg wurde anlä;lich der Gemeinheitsteilungen Mitte des letzten Jahrhunderts begradigt. Schon vorher hatte Ehler Hinrich Grieme seinen Kötnersitz (Lückens) aus dem Dorfe hierher verlegt (heute Homfeld). 1853 folgte ihm der Vollkötner Wolters (heute Schulze) und nach dem Martfelder Brand 1881 der Halbkötner Frömmke (heute Asendorf). Gleichzeitig siedelten sich einige Neubauern an.
Heute trägt diese Straße, die an der Bruchhauser Straße beginnt und nach etwa 800 Metern schnurgeraden Verlaufes in einen Wirtschaftsweg übergeht, den Namen "Auf dem Stühr". Nicht ganz korrekt, denn die Bezeichnung gehörte ehedem zu dem Platz rund um Dierkstoffers Haus. Die Adresse "Auf dem Stühr" steht in Bezug auf ihren Ursprung nur den alten Hausnummern 1, 2 und 3 zu (heute Schwecke, Kunze und Semsrott). Der Name ist leicht zu erklären. Das "r" am Schluß hat sich aufgrund der Unkenntnis späterer Generationen eingeschlichen, denn eigentlich heißt der Ort nicht Stühr. sondern Stüh. Diese Flurbezeichnung findet sich in Norddeutschland sehr häufig. Sie geht zurück auf das alte niederdeutsche Wort "Stude" hochdeutsch "Staude" und meint nichts anderes, als ein Gebüsch, das aus einem abgeholzten Wald aufschießt.
Im 16. Jahrhundert siedelte sich in diesem Gebiet ein Peter Schnitcker an, den die Martfelder dann spöttisch "Peter im Stude" nannten. Aus seinen bescheidenen Anfängen hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein beachtlicher landwirtschaftlicher Betrieb entwickelt (Schwecke). Der Gründername "Peter" wird allerdings bis heute mit dem von derselben Familie erbauten Nachbarhaus (heute Kunze) verbunden. Nach und nach ist dann das Gestrüpp verschwunden,vielleicht von dem Vieh zertreten worden, das sich hier heim täglichen Weideauftrieb versammelte Schließlich standen die Tiere nicht mein "im Stüh", sondern auf einem freien Platz, den die Bauern sprachlich nicht ganz korrekt "auf dem Stüh" nannten.

Lückens
Vielleicht darf hier noch angeführt werden, woher der auf dem Stühr sehr geläufige Hausname "Lückens" für die Homfeldsche Stelle stammt. Es ist ein Frauenname. Lücke war Hinrich Reimers Witwe. Sie leitete die Stelle am Ende des dreißig jährigen Krieges und muß wohl eine beeindruckende Person gewesen sein wenn ihr Name die Jahrhunderte überdauerte.Von Martfeld aus heiratete sie in zweiter Ehe auf den Vollmeierhof Nr. 21 (Bornemann, die so genannte "Feuerstelle").

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Am Schützenplatz

38.16
Den Straßennamen Am Schützenhaus gibt es seit einem Jahr, das Schützenhaus selbst ist 22 Jahre alt. Die Straße kam 176 Jahre ohne Beschilderung aus, es war einfach der Weg an "Siemers Fuhren". Die 250 Meter lange Verbindung zwischen Hoyaer Straße und "Auf dem Neuen Lande" hat keine Wohnbebauung und ist wenig spektakulär, konnte deshalb auf einen Namen auch verzichten. Doch wer jetzt von weither eine Veranstaltung am Schützenhaus besuchen will und ein Navigationsgerät benutzt, freut sich über die klare Adresse. Der heutige Weg folgt etwa der sechshundert Jahre alten Wagenspur von Siemers Hofstelle über die Heide zu seinem Kampland. Diese Spur kreuzte zwei Hauptwege, die Landstraße von Hoya nach Martfeld und den davon abzweigen den Richtweg über Tuschendorf nach Hustedt. Die Heide wurde 1832 an die Loger Bauern aufgeteilt, dazu die Landstraße westwärts verlegt (die Karte aus dem 19. Jahrhundert zeigt neben der neuen Straße noch die Reste ihres alten Verlaufs). Anlieger des damals vermessenen kurzen Weges wurden die Siemerschen Vorfahren Winter, die dort Kiefern pflanzten, und gegenüber die Steges, die ein Zimmereigeschäft einrichteten. Der Verfasser selbst wurde vor Jahren an diesen Handwerksbetrieb erinnert, in den USA, in Iowa. Ihm wurde dort eine Familie vorgestellt, die von Bösche in Loge abstammen sollte. Stammvater war aber ein Wecholder Bösche, der als Zimmergeselle in Loge gearbeitet und eine Tochter seines Arbeitgebers entführt hatte. Die Romanze fand schon auf dem Schiff ihr Ende, man ging in Amerika getrennte Wege, doch lange noch rühmte man in Iowa die Qualität des Handwerkers, der als einziger winddichte Fenster herstellen konnte.
Auf dem Zimmerplatz steht heute das Schützenhaus. Es wurde 1985 errichtet, nachdem die gastgebenden Wirtshäuser in Tuschendorf und Loge geschlossen hatten. Dort konzentriert sich nun das gesellige Leben beider Ortsteile, auch überregional bekannte Großveranstaltungen wie die Loger Musiktage rissen die kleine Straße aus ihrer Verträumtheit.
Ebenfalls auf dem Gelände der Zimmerei wurde 1913 ein Transformatorhaus der Überlandzentrale Hoya errichtet, es arbeitet mit angepasster Technik immer noch. In Hustedt wurde kürzlich in Erinnerung an die Elektrifizierung vor dem 1. Weltkrieg ein Denkmal des ehemaligen Transformators errichtet. Die Elektrizität hat vor 95 Jahren das Leben auf dem Lande revolutioniert. Vom Flußkraftwerk in der Weser wurde eine 118 Kilometer lange 15.000-Volt-Ringleitung. die bei Dörverden begann und dort endete, durch den Kreis Hoya gelegt. Ein Stahlgittermast am Kopfende der Straße. "Am Schützenhaus" markiert den Punkt, wo der Loger Transformator an diese Ringleitung angeschlossen wurde. Selbst dieser Mast ist schon ein Denkmal der bewegten jüngeren Geschichte, denn er zeigt immer noch Ein- und Durchschüsse aus dem 2. Weltkrieg, wohl von Bordkanonen der Flugzeuge. An die Ringleitung wurden 48 Transformatorenhäuschen angeschlossen. Ein Niederspannungsnetz von 220 Volt verteilte den Strom weiter, dessen Masten sind weitgehend verschwunden,die Kabel ruhen in der Erde. Stolz präsentierte man anfangs die weißen Isolatoren am Giebel als sichtbaren Fortschritt, heute liegt die Technik dezent unterirdisch und unter Putz. Doch nun entfalten die Generatoren eine erdrückende Wirkung.

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xy

Bargmanns Weg

7.3
Der unscheinbare, kaum zweihundert Meter lange Weg verbindet die alte Loger Eggekötnerstelle Nr. 7 und das hinter dem Wehrenberger Graben liegende Ackerland mit der Hoyaer Straße. Vor hundert Jahren führte er noch geradeaus weiter und endete erst vor der Staffhorster Weide,einst ein privilegiertes Ackerstück der Hoyaer Adelsfamilie.
Ehemals zweigte vor der Hofeinfahrt ein Feldweg ab, der südlich nach Hoyerhagen zeigte. Anschluß nach Loge und nach Hoyerhagen: das symbolisierte die eigentümliche Situation der alten Eggekötnerei. Bis heute gehrt sie zur politischen Gemeinde Martfeld. aber zur Kirchengemeinde Hoyerhagen. Daraus schließen wir, daß der Gründer der Stelle gegen 1400 aus Hoyerhagen kam und seiner alten Kirche weiterhin treu blieb. Wie er hieß wissen wir nicht. Truwe und Depke sind die ältesten bekannten Namen, ihnen folgte gegen 1700 ein Winkelmann. Angesichts großer Schulden verzichtete 1741 Bartold Winkelmann auf sein Erbe und wurde Soldat. Schon vier Jahre später fiel er, als Dragoner unter Oberstleutnant von Behr, in Brabant im Kampf gegen die Franzosen. Seine Schwester Anne Adelheid heiratete einen Johann Fiddelke aus Berxen. Damit wurde die Loger Eggekötnerei zum Stammhaus aller Fiddelkes in Martfeld, Tuschendorf und Eitzendorf. In Loge lebten fünf Generationen von ihnen. So wäre "Fiddelkes Weg" die passende Bezeichnung für die kleine Straße gewesen. Die letzten Loger Fiddelkes, eine Häuslingsfamilie, wanderten nach Amerika aus. Im US Bundesstaat Iowa wirtschafteten sie sehr erfolgreich. Der letzte Eggekötner Fiddelke starb kinderlos.
Die an Adolf Quast verkaufte Stelle ging am 18.Juni 1866 unter mysteriösen Umständen in Flammen auf, doch war Brandstiftung nicht nachzuweisen. Quast ging mit dem Geld der Feuerversicherung ebenfalls nach Amerika. 1879 kaufte der Martfelder Heinrich Köster die verödete Stelle und baute dort neu.
So ist festzustellen: 600 Jahre lang hat an Bargmanns Weg kein Bargmann gewohnt. Dafür haben wir hier ein schönes Beispiel, wie freizügig und willkürlich der Volksmund mit historischen Namen und Begriffen spielt. Als Heinrich Köster nach Loge kam, wohnte im Nachbarhaus Nr.8 ebenfalls ein Johann Heinrich Köster. Dessen Brinksitz war im Dreißjährigen Krieg von der Eggekötnerei abgetrennt worden, daher gehörte er ebenfalls nach Hoyerhagen zur Kirche. Um die zwei nicht zu verwechseln, nannte bald jedermann den Brinksitzer "Schosters", den Eggekötner aber nach seinem Martfelder Stammhaus (ehemals Hof Nr.99. Ortende "Bargmanns".
- Namen, die noch heute den beiden Köster - Familien fest anhängen. Johann Berchman, der gegen 1616 den Martfelder Halbmeierhof übernahm, wird im Traum nicht daran gedacht haben, daß man dreieinhalb Jahrhunderte später einen Loger Weg nach ihm benennen würde Barchmann stammte wahrscheinlich von, Hoyerhäger Hof Nr. 28, nur insoweit paßt der Name zu den Hoyerhäger Stellen in Loge. Daß beide Kösters noch heute "Hoyerhäger" sind, spielt im Ortsleben kaum eine Rolle. Seit über hundert Jahren gehen die Kinder aus beiden Häusern nach Martfeld zur Schule. Doch als 1798 am Weg nach Tuschendorf das "Neue Land" verteilt wurde, schloß man die Stellen Nr.7 und 8 davon aus und verwies sie auf Landzuteilungen in ihrer Heimatgemeinde Hoyerhagen.

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Die Bruchhauser Straße

12.8
Die Bruchhauser Straße ist die Verlängerung der Hauptstraße. Sie beginnt an der Einmündung der Straßen "In der Weide" und Westernheide. Das alte Stammhaus der Peimanns (später Nolte) ist die Nummer 1. Die Bruchhauser Straße endet streng genommen - bei Wetjen Sünder, an der alten Kleinenborsteler Gemeindegrenze. Solange allerdings die Kleinenborsteler auf eigene Namen noch verzichten, verstehen wir auch die weitere Streckenführung bis nach Bruchhausen als "Bruchhauser Straße".
Von allen Martfelder Ausfallstraßen hat sie am besten den ursprünglichen, mittelalterlichen Verlauf bewahrt, eine Reihe sehr gefährlicher Kurven zeugt davon. Heute ist es kein Problem, eine Straße geradlinig und erhöht durch die Landschaft zu legen, vor Jahrhunderten musste man geschickt Niederungen umgehen und vorhandene Anhöhen nutzen. So hält der Wegelauf mit je 13,2 Metern über NN auf dem Stühr und in der Geidemann - Kurve fast die Höhe von Martfeld, erreicht am Ausgang Kleinenborstels sogar 13,7 Meter, durchquert die Moorgrabenniederung (eine alte Rinne des Weserhochwassers) und zielt dann auf eine ebenfalls 13,7 Meter hohe Erhebung beim Gasthaus "Grüner Jäger". Beobachten wir diesen Abschnitt großräumig, so sehen wir, darin ein Teilstück der mittelalterlichen Verbindung von Verden über Bassum nach Wildeshausen und weiter nach Holland. Im 18. Jahrhundert trieb der Hollener Halbmeier Wetje die im Amt Hoya aufgekauften Schweine auf dieser und Strecke bis in die Niederlande. Sehen wir auf dem Weg von Martfeld nach Kleinenborstel rechts in Wetjen Sünder hinein, so erkennen wir in dem Wäldchen noch gut Teile eines alten Erdwalls, möglicherweise die Reste einer mittelalterlichen Landwehr. Auf diesem Wall verlief die Grenzen zwischen den Gemeinden Martfeld und Kleinenborstel. Auf der anderen Seite der Straße war die Grenze nicht so klar. Dort haben die Martfelder und Kleinenborsteler anhaltend und nachdrücklich um ihre vermeintlichen Rechte gestritten. 1794 pflanzten die Kleinenborsteler nahe der heutigen Stührmühle auf der sogenannten "Ruemste" 88 Eichheistern.
Natürlich rissen die Martfelder alle Bäumchen wieder aus. Anschließend wurde um 11 Taler Schaden durch alle Instanzen geklagt, bis hin zum königlichen Tribunal. Der genaue Grenzverlauf wurde erst 1834 festgelegt, heute hat er nur noch historische Bedeutung.
Damals unterschied die umstrittene Grenze wie eine Wasserscheide zwei Blickrichtungen. Die Kleinenborsteler hielten sich bei Einkäufen, Mühlenfuhren, Marktbesuchen, später auch bei Bahnfahrten nach Bruchhausen. Die Martfelder tendierten nach Hoya. Die Franzosen hatten dem Rechnung getragen und bei Napoleons radikaler Verwaltungsreform 1810 Martfeld dem Canton Hoya, Kleinenborstel mit Hollen aber dem Canton Bruchhausen zugeschlagen. Doch die Franzosenherrschaft hielt, wie wir wissen, nicht lange. Entscheidender war die hannoversche Gerichtsreform von 1859. Sie schlug das ganze Kirchspiel Martfeld zum Amtsgerichtsbezirk Bruchhausen.
Erbfälle, Hoffolgen, notarielle Verträge, Rechtsstreitigkeiten wurden in Bruchhausen erledigt, und die Bruchhauser Straße war der Weg dorthin, oft die letzte Gelegenheit, noch einmal über die schwerwiegenden Folgen der eigenen Entscheidung nachzudenken. Leichter fiel der Weg zum Brokser Markt, der nach dem Wegfall der Hoyaer Märkte sehr an Attraktivität gewann. Andersherum wurden die Kleinenborsteler seit 1876 durch die neue Windmühle auf dem Stühr stärker nach Martfeld gelockt. Auch andere Geschäfte und Wirtschaften in Martfeld konnten durchaus in Konkurrenz zu Bruchhausen treten. 1872 bis 75 wurde die Landstraße erhöht und mit Steinen gepflastert. Diese Maßnahme verbesserte die Verbindung Kleinenborstels mit Martfeld, aber auch Martfelds mit Bruchhausen ganz erheblich. Das Endergebnis kennen wir. Seit einem Viertel jahrhundert ist Martfeld ein Teil der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen, und die Bruchhauser Straße - inzwischen modern ausgebaut - ist zur Verbindungsachse beider Zentren geworden.
Hartmut Bösche

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Dickensweg

10.8
Einst war Dickens Weg eine der Hauptstraßen Martfelds, die nächste Anknüpfung an die Holzmaase und damit an die Straße nach Beppen, Thedinghausen und Bremen.
Heute kann der Ortsunkundige selbst mit einer Karte in der Hand den Weg kaum noch finden. Die Anbindung an die Kirchstraße wurde durch eine scharfe Biegung versteckt. Am anderen Ende wirkt die Einmündung in die Straße Ortende wie die Zufahrt zu einem privaten Grundstück. Der Alte Schulweg war die ursprüngliche Ost-West-Achse des mittelalterlichen Dorfes und führte einst über den Meierkamp, wo er zum Fußweg verkümmert ist, zur Westernheide. Der parallel zum Alten Schulweg verlaufende Dickens Weg zielt dagegen offensichtlich auf die Einfahrt des Hauptmeierhofes. Es liegt nahe, daß er anfangs als Verbindungsweg des Meierhofes zu seinen auf dem Großen Feld liegenden Äckern entstanden ist. In seiner bequemen Lage diente er dann bald auch anderen Verkehrsbedürfnissen.
Seinen Namen hat der Weg von dem Asendorfschen Vollmeierhof Nr. 79 (heute Meyer - Schierenbeck, Nr.4) erhalten. Der Hof konserviert einen der ältesten Martfelder Bauernnamen aus dem Mittelalter bis heute. Über 350 Jahre, noch über den 30jährigen Krieg hinaus, hielt sich dort die Familie Dicking.
Adelheid, die letzte Trägerin dieses Namens, schrieb sich schon "Dickens", als sie 1708 in Lunsen Albert Asendorf heiratete und ihn so nach Martfeld zog. Obwohl sich dann von hier aus der Familienname Asendorf im Ort verbreitete, hielten die Martfelder doch stetig und nachhaltig an dem vertraulichen Namen "Dickens" fest.
Die meisten Martfelder Meierhöfe liegen dichtgedrängt nahe am Großen Feld, die Straße Ortende setzt noch heute eine strikte Grenze zum Ackerland. Eine ähnlich deutliche Grenze bildete einst auch Dickens Weg. Nördlich des Weges lag der Alte Kamp, der wie das Große Feld Jahr für Jahr den Roggen, Martfelds Brotgetreide,hervorbrachte. Dieses gute Ackerland war für Gebäude und Hofflächen zu schade. Einzig die Heitmannsche Stelle (Nr. 81) hatte sich früh in der äußersten Ecke des Alten Kampes eingerichtet. Erst in neuere Zeit hat sich der Hof ("De grote Müller") zur Verdener Straße hin geöffnet.
Der Hof Nummer 80 (heute Denker) wechselte im letzten Jahrhundert die Straßenseite und liegt nun nicht mehr neben dem Dickens-Hof, sondern diesem gegenüber. Als man überall in der Heide zu pflügen begann und der Ernteerfolg vom Kunstdünger abhing, da wurde der Alte Kamp hergegeben für den Straßenbau, für neue Grundstücke, vor allem aber für den 1869 angelegten neuen Friedhof.
Wer sich vor 600 Jahren von Beppen her Martfeld näherte, der sah von weit aus der Heide her schon Knüppels Hof ("Schohens", heute Eberhard Schmidt). Wegen seiner Signalwirkung hieß er "de witte Hoff". Der Ankömmling konnte rechts oder links an ihm vorbeifahren. In jedem Fall stieß er nun auf Dickens Weg, der ihn nach wenigen hundert Metern zum Meierhof und zur Kirche und damit in das Zentrum des Dorfes führte. Nun hat die Verdener Straße diesen Verkehrsstrom übernommen, und Dickens Weg ist in einen Dornröschenschlaf gefallen.
Hartmut Bösche

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Dör de Troar

32.20
Der Weg von Kleinenborstel zur Hoyaer Weide soll hier beschrieben werden. Er verläuft von der einstigen Schule an der Landstraße bis zum ehemaligen Lindemannschen Gasthaus am Waldeingang 1.200 Meter mit geringen Kurven nach Nordwesten. Der erste halbe Kilometer, schnurgerade gezogen, ist das jüngste Stück und bei der Feldmarkteilung Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt worden. Der weitere Verlauf ist viel älter und zeigt mit seinem Namen den ursprünglichen Zweck an. "Dör de Troar", hochdeutsch "Durch die Trade", meint einen Weg, den das Vieh ausgetreten hat.
Die alten Triftwege sind verschwunden oder zu regulären Wegen ausgebaut worden. Im Mittelalter zogen gräfliche Viehherden von Hoya durch die "Lange Straße" zum Dodenbrock an der Bruchhauser Grenze. Im 16. Jahrhundert reichten Holz- und Weidewirtschaft dort nicht mehr aus. Die Hoyaer Beamten legten eine neue, die "Hoyaer Weide an. Mit Eicheln sollten Schweine gemästet werden. Der Weg von Hoya führt über Normannshausen und teilte sich nach Überquerung der Bruchhauser Landstraße in zwei Arme. Einer führte geradeaus durch die nasse "Mase zum Wald, der andere bog leicht nordwärts und führte durch die "Hörsten am Wald entlang in Richtung Uenzer Straße. An diesem Weg lag die heutige Lauesche Stelle ("Michels", Nr.4), ein Stück der alten Straße ist dort jetzt zur Sackgasse geworden.
Moderne Entwässerungstechnik hält das Land an der Hoyaer Weide heute trocken. Die "Trade" überquert den Normannshauser Graben, der nahebei in das Aalfleet mündet. Der mittelalterliche Weg war nur im trockenen Sommer und im frostigen Winter benutzbar, doch das genügte zum Weideauftrieb und zum Holzeinschlag. Friedrich Laue erinnerte in der Kleinenborstel Chronik noch an die Holzabfuhr, wie er sie gesehen hatte: Mit dampfenden Pferden über Knüppeldämme und vierspännig auf durchweichten Wegen. Da wurde nach dem 2. Weltkrieg der Gemeinde Kleinenborstel ein Geschenk gemacht. Auf den Hörsten sollte ein Bohrturm zur Suche nach Erdöl errichtet werden. Dafür brauchte die Firma Wintershall eine feste Zufahrt. Die Bohrung war vergeblich, aber die Straße blieb. Aus dieser Zweckbestimmung erklärt sich, warum die befestigte Wegführung heute mitten im Bruchland aufhört und nicht bis zur Hörstener Straße durchgezogen wurde.
Die Zivilisation endete am Eingang der Hoyaer Weide in einem Gasthaus. Dessen Anfänge berühren die Familiengeschichte des Verfassers. Urgroßvater Hermann Bösche kaufte 1882 dort das Waldwärterhaus. Als Mieter zog der Förster August Mosbach ein und beantragte eine Schankerlaubnis. Noch heute erinnern die zum Schattenspenden besonders gezogenen und beschnittenen Lindenbäume, dass hier einst ein beliebter Biergarten war. Der spätere Wirt und Eigentümer Heinrich Lindemann schaffte in den zwanziger Jahren das erste Auto in Kleinenborstel an. Es überstand schlechte Wege und schwere Zeiten und fährt wohl noch heute bei Veteranenralleys mit.
Den Durst der Waldarbeiter stillte aber schon viel früher der Wirt Dunekack. 1837 wird der "Krug zu Kleinenborstel" erstmals erwähnt, bestimmt gab es ihn schon viel länger. Da lag der Ausschank noch an der alten Trade (Nr.7, jetzt Schröder), nicht, wie heute, an der Landstraße. Ein Auswärtiger, der Wecholder Friedrich Köster, erkannte die bessere Lage am Weg nach Bruchhausen und erhielt 1865 die Schankgenehmigung. Dunekacks nutzten ihre zweite Chance, als die Familie Köster 1881 nach Amerika auswanderte und die Gastwirtschaft verkaufte.
Bei Einführung der Hausnummern vor über 250 Jahren zählte man noch an der alten Trade entlang die Grundstücke 2 bis 6, dann zurück zur Landstraße die Grundstücke 7 bis 11. Die klare Reihe der Kötner und Brinksitzer ist längst nicht mehr so übersichtlich. Nr.6 (jetzt Blume an der Bruchhauser Straße) und Nr. 8 (jetzt Köster, Normannshausen) siedelten fort, neue Häuser entstanden in der Reihe.
Die genüberliegende Straßenseite blieb bis auf ein einsames Häuslingshaus im "Winkel" lange unbebaut. Hier war Gemeindeland, teilweise mit Bäumen bestanden. Das war der geeignete Platz für Gemeinschaftseinrichtungen. Schon 1699 entstand die Schule heute ein Wohnheim, 1921 das Denkmal der Weltkriegsopfer und 1975 das Feuerwehrwehrhaus, an das der Schützenverein später seinen Schießstand anbaute. So hat das Dorf hier ein kleines Zentrum gefunden.
Kleinenborstel tut sich schwer mit der Einführung von Straßennamen. Die "Troar" oder "Trade" ist ein Vorschlag, Ortsgeschichte zu pflegen.
Hartmut Bösche

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Eckerhöfe

2.4
Die Straße Eckerhöfe zweigt am Ortsausgang Tuschendorfs von der Eitzendorfer Straße ab, zieht sich hinter dem Loger Kamp entlang und stößt am Ende auf einen Wirtschaftsweg, der zurück nach Loge führt. Nur drei Wohnhäuser liegen hier. Die beiden letzten, ehemals Nummer 17 und 18, sind die "Eckerhöfe", die der Straße den Namen gaben.
Eckern sind Eicheln. Und in zwei ehemaligen Eichenschonungen wurden die Wohnplätze vor gut zweihundert Jahren gegründet. Zwar liegt es nahe, den Namen der einsamen Gehöfte mit den umliegenden Mallen-Äckern in Verbindung zu bringen, doch diese nichts sagende Erklärung lenkt von der eigentlichen Geschichte des Ortes ab.
Der Mallen war ehemals eine nasse, waldreiche Niederung. Schon 1583, ein Jahr nach dem Tode des letzten Hoyaer Grafen, beklagten die Beamten den Verlust des Waldes: "Ist ein Eichenloh von fruchtbaren Bäumen gewesen, ist aber verwüstet und niedergehauen." Ein guter Vorsatz wurde von Hoya gleich mitgeliefert: "Man wird aber mit der Zeit andere junge Heister säen und pflanzen lassen." So entstanden die herrschaftlichen Eckerhöfe als Baumschulen zur Wiederaufforstung des Mallens. Der Dreißigjährige Krieg brachte aber alle weitergehenden Bemühungen zum Erliegen. So kam es, daß die Eckerhöfe zu einem wertvollen Eichenbestand heranwuchsen.
Die Aufsicht rührte ein Holzknecht. Er wohnte in Loge (Nummer 8, heute Heins Köster). 1749 war Johann Wolters "Holzknecht über den Eckernhof im Mallen". Nach seinem frühen Tod heiratete der Hollener Rolf Geidemann, der dieses Amt dann wohl als letzter inne hatte. Rolf hatte den Beruf bei seinem Onkel in der Hoyaer Weide erlernt. Die Hoyaer Weide wurde damals planmäßig vergrößert. Dafür gab das Amt Hoya dann kleinere Waldflächen auf, so in Eitzendorf den Holster Sünder und eben die Loger Eckerhöfe. Hier wurden nun zwei Brinksitzer eingerichtet. Cord Bartels und Johann Heinrich Uppendahl hießen die ersten Bewohner. Daß sie dann zu Tuschendorfern, nicht zu Logern wurden, ist reiner Zufall. Letztlich spielte dabei wohl die Verkehrsanbindung die Hauptrolle. Den Wirtschaftsweg nach Loge legte Gert Hinrich Köster, Geidemanns Erbe, erst 1817 an, als er elf Himtsaat Ackerland bei den Eckerhöfen erworben hatte. Bis dahin rührte jeder Weg der beiden Brinksitzer über Tuschendorf.
Vom Ursprung dieser Häuser, dem Eichenwald, ist schon lange nichts mehr zu finden. Dennoch sollte man sich die Mühe machen, aus Äckerhöfen offiziell wieder Eckerhöfe zu machen, und damit ein kleines Stück Geschichte korrekt bewahren.
Hartmut Bösche

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Der Eichenweg

35.24
Der Eichenweg führt vom Alten Schulweg in leichter Biegung südlich auf die Straße Ortende. Er ist kaum 250 Meter lang, aber voll gepackt mit Martfelder Geschichte, die sich kaum auf eine Textseite verkürzen lässt. Schwer vorstellbar, dass diese wenig befahrene Wohnstraße einst im Mittelalter Martfelds Hauptstraße war. Doch ein Blick auf den Ortsplan genügt, um zu erkennen, wie die Kirchstraße dort, wo sie geradeaus durch den Eichenweg nach Norden geführt hätte, jetzt in einer scharfen Kurve nach Westen ausweicht. Eine längst aufgegebene und vergessene Trasse jenseits des Alten Schulweges hielt weiter die Richtung zur Holzmaase, das war die Hauptstraße von Hoya nach Bremen. Irgendwann schien sie zu eng, und "Ortende" wurde als bequemere Umgehungsstraße angelegt. Die direkte Anbindung der Kirchstraße an den Eichenweg verkümmerte zu einem kleinen Wirtschaftsweg, der schließlich in Lütmanns Hofgrundstück aufging.
Noch ein gänzlich verlorener Weg spielt in dieser Ortsgeographie eine Rolle. Etwa auf halber Länge des Eichenweges zweigte eine Verbindung zur Marktstraße (jetzt: Zur Maase) ab. In dem Viereck, das hiervon und durch den Eichenweg, den Alten Schulweg und die Kirchstraße begrenzt wurde, lag seit etwa 1200 der Pfarrhof, ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Vollmeiergerechtigkeit. Selten werden die Pfarrer selbst die Wirtschaft geführt haben, oft übernahm ein Pächter die Arbeit.
In der Reformationszeit begann die Zerstückelung dieser einheitlichen Hoffläche. Otto Homfeld, der 1518 in Rostock noch die alten Glaubenslehren studierte und danach die Martfelder Pfarre übernahm, heiratete sogleich, als 1527 die Grafschaft Hoya lutherisch wurde. Für seine Familie errichtete er wenige Jahre später in den Pfarrgarten (Wurts) ein Wohnhaus. Sie blieb dort wohnen, als Pastor Homfeld schon im Oktober 1538 an einer Seuche verstarb, "ein ehrlicher, gelehrter, frommer Mann", wie sein Landesherr ihn charakterisierte. So trennte sich "Wurts" vom Pfarrgrundstück ab (heute: Laue, Eichenweg 4). Als vor wenigen Jahren Spezialisten der "I.G. Bauernhaus" das alte Fachwerk untersuchten, fanden sie im Haus noch das Original - Innengerüst von 1535 vor.
Lutherische Geistliche waren damals knapp. Erst im September 1539 kam mit Heinrich Vehling ein neuer Pastor nach Martfeld. Dessen Familie versuchte ähnlich dem Vorgänger ein eigenes Wohnhaus zu schaffen, doch das kaufte die Kirchengemeinde später zurück und richtete ein bleibendes Pfarrwitwenhaus ein. Der ursprüngliche Bau aus dem 16. Jahrhundert wurde 1769 abgerissen und neu errichtet. Der Vorgang wiederholte sich 1896, doch wohnte die Pastorenwitwe Dürr nur ein Jahr lang in dem neuen Haus. Danach diente es dem Martfelder Arzt als Praxis (heute: Eichenweg 6).
Unklar ist der frühe Ursprung des benachbarten Brinksitzes "Gödeken Johanns". Die erforschte Geschichte beginnt gegen 1570, als der gräfliche Jäger Johann Köster die Stelle durch Tausch erwarb. An ihn knüpft sich die Sage von der "Maase Wiese", die Graf Otto ihm schenkte und deren Größe er durch drei Speerwürfe bestimmen durfte. Die dreieckige Wiese gab es bis in unsere Zeit, sie blieb auch bei der Stelle, als im Dreißigjährigen Krieg die Köster ausstarben und Johann, der Sohn des Gödeken Meyer vorm Felde, den Brinksitz übernahm. Dessen Nachkommen wohnen bis heute dort (Eichenweg 8).
Die dann folgenden zwei Bauernstellen am Eichenweg sind schon sehr früh aus der engen Lage ausgesiedelt. Der Brinksitzer Ehlers zog 1791 auf die Brandheide (heute: Hormann, Brandheide 1), der Vollkötner Gübert tat es ihm 1841 nach und baute neu an der Eitzendorfer Straße (heute: Engelmann, Eitzendorfer Straße 3). Güberts alter Hausplatz ging aber nicht unter, sondern wurde als Anbauerstelle renoviert und erhalten (heute: Holle, Eichenweg 16).
Sah man auf die andere Seite des Eichenweges, so gab es dort nur zwei Bauernstellen, beide in adeliger Hand. Der Hof des Meyer Eilers gehörte den Rittern Klencke, er wurde 1593 an die Hoyaer von Behr verkauft. Heute hat er sich als "Hof Holste" zur Straße "Ortende" ausgerichtet. An der Einmündung des Eichenweges in die Alte Schulstraße lag die Halbkötnerstelle des Albert Truwe, sie gehörte den Rittern Spade und nach deren finanziellen Ruin der Familie von Staffhorst in Hoya. Doch schon im 18. Jahrhundert kaufte sich der Wirt von seinen Gutsherren los, er war einer der ersten "freien" Bauern in Martfeld.
In den letzten Kriegstagen 1945 brannte das Anwesen ab. Die Familie "Strohns Harries" zog nach Osterholz-Scharmbeck. Als danach Dietrich von Hollen, der Herforder Möbelfabrikant, das große Grundstück kaufte, sah mancher Martfelder schon Industrieanlagen am Eichenweg entstehen. Letztlich wurde das Flurstück vereinzelt, neue Einfamilienhäuser säumen jetzt Martfelds älteste Straße.
Hartmut Bösche

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Eitzendorfer Straße

21.16
Die Eitzendorfer Straße zweigt an der Brandheide von der Hoyaer Straße ab, fädelt sich in einer gefährlichen Kurve zwischen dem Großen Feld und dem Neuen Land hindurch, erreicht "Vor dem Dorfe" das alte Tuschendorf und führt dann in westlicher Richtung durch den Mallen nach Eitzendorf. Im Mallen überquert sie den Landwehrgraben und damit heute die Grenze zum Kreis Nienburg.
Ihr Ausbau zur "Chaussee" wurde schon 1829 bei der Teilung der Gemeinheiten vorbereitet, als Martfeld die Strecke bis Tuschendorf mit 40 Fuß Breite (11.65m) sehr großzügig bemaß. An eine Pflasterung war damals überhaupt noch nicht zu denken. Der anschließende Mallenweg von Tuschendorf nach Eitzendorf war ja auch - je nach Jahreszeit - damals beschwerlich zu passieren.
Als 1885 der preußische Landkreis Hoya gebildet wurde, standen bald Fördergelder für überörtliche Verkehrsverbindungen zur Verfügung. Eitzendorf zögerte nicht und begann sofort mit dem Straßenbau auf der seit zwei Generationen für selbstverständlich gehaltenen Linie in Richtung Tuschendorf. Von der Kirche an der Windmühle vorbei bis zum Armenhaus am Rande des Mallens war die Pflasterung schon fertig. Da kam aus Martfeld der Wunsch nach einer völlig anderen Trassenführung. Treibende Kraft war der Martfelder Müller Bernhard Meyer auf der Feldmühle. Er hatte sich nicht nur mit einigen Martfeldern, sondern auch mit dem Eitzendorfer Halbkötner Lackmann (Nr.54) und dem Vollmeier Schäfer (die "Feuerstelle", Nr.21) verständigt. Alle wollten die neue gepflasterte Straße gerne in der Nähe ihres Hauses haben. Als gewichtiges Argument brachte Meyer das Angebot ein, 4.200 Mark der Baukosten zu übernehmen. 3.000 Mark wollte er selbst bezahlen, den Rest beiden übrigen Interessenten ein sammeln. Die Tuschendorfer glaubten sie auf ihrer Seite zu haben, denn die kleine, damals politisch selbständige Gemeinde wäre nach dem neuen Plan nicht durchquert und damit finanziell entlastet worden.
Der zuständige Kreisausschuss ging scheinbar demokratisch vor und wollte sich einer Abstimmung in der Martfelder Gemeindeversammlung anschließen. Diese fand am 29. Januar 1889 statt. Der Antrag des Mühlenbesitzers Bernhard Meyer, die Straße an der Feldmühle vorbeizuführen, wurde mit der äußerst knappen Mehrheit von 251 gegen 248 Stimmen angenommen.
Doch inzwischen lag ein Schreiben aus Tuschendorf vor, von allen Stellwirten unterschrieben; "Wir sprechen uns entschieden gegen eine andere Richtung aus!" und die Loger legten förmlichen Protest gegen den Martfelder Beschluss ein, gemeinsam mit den Anwohnern der Brandheide. Sie waren zur Abstimmung nicht geladen worden.
Plötzlich war auch eine ausgemittelte Linie zwischen den beiden strittigen Strecken im Gespräch. Landstraßenaufseher Hinkelmann in Bruchhausen musste die Weglängen, Landfuhren, Brückenbauten neu berechnen. Wesentlich schlug zu Buche, daß der Sand auf der Brandheide neben der Straße gestochen werden konnte. Die ursprüngliche Trasse bis zur Tuschendorfer Grenze würde Martfeld also nur knapp 20.000 Mark kosten, der Weg an der Mühle vorbei dagegen über 30.000 Mark, die Mittellinie 26.000 Mark. Da fielen die 40.000 Mark des Müllers nicht mehr ins Gewicht.
Plötzlich waren sich Eitzendorf, Martfeld, Tuschendorf und Loge wieder einig, die ursprüngliche Strecke sollte bleiben. So entstand die Kreisstraße 142, ältere Leute werden sich an ihr Steinpflaster noch erinnern.
Der Sand wurde auf der Brandheide ausgehoben, nicht nur für diese Chaussee, sondern in den folgenden Jahrzehnten für alle Martfelder Straßenbauten. Ganz nebenbei entstand so Martfelds Badesee. Der Platz davor wurde zum Sportplatz eingeebnet. Als die jungen Sportler 1914 in den Krieg zogen, pflanzte man für jeden, der nicht wiederkehrte, eine Eiche. Inzwischen ist der Badespaß in moderne Schwimmbäder verlagert und der Sportplatz auf der anderen Seite des Dorfes neu angelegt worden. Die Eichen erinnern nicht mehr an die verlorenen Söhne, weil sie in einer gedankenlosen Neuanpflanzung von Nadelholz verschwinden.
Neue Anbauerstellen hat die Eitzendorfer Straße kaum angelockt. Schon vor dem Chaussee - Bau zogen "Knoops" und "Pöhls" aus beengter Dorflage hierher. In Tuschendorf wur - den die Ebelingsche Gastwirtschaft, der Volkmannsche Kolonialwarenladen (heute: Wulf) und die Hustedtische Werkstatt mit Tankstelle (heute: Sudholz) Anfang und Mitte des vorigen Jahrhunderts zu ihrem Gewinn an die lebendige neue Straße gebaut.
Hartmut Bösche

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Gieschen / Mallen

27.24
Gibt es noch eine Grenze zwischen Martfeld und dem eingemeindeten Hustedt?
Wer von Tuschendorf an der Feldmühle vorbei nach Hustedt fährt benutz bis zum Büngelshauser Graben die "Gieschenstraße", danach heißt die gleiche, weiterführende Strecke "Im Mallen". Auf einen durchgängigen Namen für die drei Kilometer fast geradlinig nach Norden laufende Straße hat man sich nicht einigen können. Aus dem geraden Verlauf konnte man voreilig schließen, dass dieser Weg bei der Mallenteilung 1829 neu angelegt worden sei. Zwar hat man damals die endgültige Breite abgesteckt, doch der Weg war schon seit uralten Zeiten vorhanden. Hier gingen die Hustedter nach Hoya, wenn sie ans Amt oder vor das Gericht geladen waren.
Erst 1859 wurde Bruchhausen für sie zum Gerichtsort. Auf der gleichen Spur gingen die Loger und Tuschendorfer nach Hustedt zur Schule, bis Mitte des 18.Jahrhunderts in Martfeld eine zweite Lehrstelle eingerichtet wurde. Ganz besonders aber diente der Weg den Logern, Tuschendorfern und Hustedtern seit dem Ende des 16. Jahrhunderts zu ihren Fahrten zur Martfelder Feldmühle. Der Mallenprezess von 1829 beschreibt die alte Straße von Loge aus: "Der Weg nach Hustedt, vom Bremer Wege (=Hoyaer Straße) an, zwischen den alten und neuen Looger Kämpen durch, am Martfelder Felde hinter Tuschendorf hinunter, über das Plaggehhiebs - Revier vor Friedrich Wetgens in Hustaedt neuen Hause über, durch das Hustaedter Holz und über die kleine Heide".Die damals noch einbezogene Hustedter Dorfstraße bildet heute einen Teil der Landstraße Martfeld - Verden, sonst aber ist der 1829 beschriebene Verlauf völlig erhalten geblieben. Der Loger Anteil heißt jetzt "Auf dem Neuen Lande", von der Kreuzung mit der Eitzendorfer Straße an aber gilt der Name "Gieschen Straße".
Es ist schon ein Kuriosum, dass von Martfeld - Tuschendorf aus ein Hustedter als Pate für den Weg genommen wurde, die Hustedter jedoch von dieser Bezeichnung nichts wissen wollten. Zur Zeit des letzten Hoyaer Grafen gab es dort nur zwei Anwohner. Der alte Müller Eiler Egenhausen hatte in der Nähe der Mühle ein kleines Haus gebaut (heute Wedemeyer, Gieschenstr. 3).
Das war zu unbedeutend für die Namensgebung. Wohl hundert Jahre älter war die Kötnerei von Hermann Gieseke ("Gieschen", jetzt Grieme, Im Mallen 15). Gieseke nannte man nach altem Brauch den Nachkommen eines Gise. "Gise zur Haustede" saß auf dem bedeutesten Hustedter Hof (jetzt Wetje, Oister Weg 15). Gise war aber auch der Traditionsname des Rittergeschlechtes von Wechold, das in Eitzendorf - Holsten wohnte Hermann Gieseke war der Hustedter Vogt, der verlängerte Arm der Hoyaer Amtsverwaltung. Er hatte z.B. den Bauern die Termine der Herrendienste einzuteilen, wenn die Hustedter ihre Pflichttage auf den Amts - Hoyaischen Ländereien ableisten mussten.
Am Ende der Grafenzeit wurden die Hustedter Herrendienste an den Varster Edelhof überwiesen. Gieseke, der das organisierte, blieb als Vogt dienstfrei. Nachkommen Giesekes übernahmen das Vogtamt sowohl in Hustedt wie auch in Martfeld. So war die Familie überall bekannt, und wer an ihrem Hause vorbeifuhr, fuhr eben auf "Gieschen Straße". Diese Erinnerung wurde in Hustedt gelöscht, als man gegen 1830 das Mallenland verteilte. Der Hustedter Anteil an der größten unkultivierte Fläche des Amtes Hoya war mit Weiden und Ackern bald in Kultur gebracht und vergrößerte das Vermögen der Bauern nicht unerheblich. "Im Mallen" steckte ein Stück Selbstbewusstsein des wachsenden Ortes, der den Gedanken an einen Vogt, der Herrendienste forderte, nicht mehr zuließ.
Hartmut Bösche

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Grimmsweg

22.24
Grimms Weg in Loge ist so unscheinbar und versteckt, dass nur wenige Martfelder ihn kennen. Er beginnt an der Hoyaer Straße und endet nach zweihundert Metern geraden Verlaufs am Wehrenberger Graben. Die Brücke über den Graben führt direkt auf die Ackerländer, die immer noch den romantischen Namen "Maienhorst" tragen. Geringe Erhebungen im nassen Martfelder Bruch wurden früher Horste genannt; hier gab frisches Birkengrün, der Maibaum, den Namen dazu.
Der kleine Weg hat seinen Namen mehrfach gewechselt, je nachdem, wer gerade Besitzer der einzigen anliegenden Hausstelle war: Stegens Weg, Heitmanns Weg, zuletzt Coors Weg. Den Anfang aber machte vor nunmehr genau vierhundert Jahren Heinrich Osterkamp. Timmeke zu Loge (jetzt Rindfleisch, Hoyaer Str.10) hatte Osterkamp 1603 erlaubt, am Rande seiner Eggekötnerstelle ein kleines Haus zu bauen. Timmeke mochte den Erlös aus dem Bauplatz wohl nötig haben, denn er war durch ein schlimmes Viehsterben verarmt. Doch der Käufer Osterkamp und seine Frau, eine Hardenacke, hatten einen Fehler: Sie kamen aus Hoyerhagen. Dagegen machten die Martfelder nun Stimmung, zu viele "Ausländer" hätten sich in den letzten Jahren in ihrem Dorf angesiedelt. Hier sollte nun ein Schlusspunkt gesetzt und der Baunotfalls mit Gewalt - verhindert werden. Der Hoyaer Amtmann war darüber äußerst ungehalten. Er berichtete an die Regierung in Celle und charakterisierte dabei die aufsässigen Martfelder: "Ihr unordentliches Leben, das sie mit täglichem Saufen zubringen, tut ihnen Schaden".
So wurden die Dorfleute amtlich vermahnt. Doch davon unbeeindruckt gingen die Martfelder hin und rissen kurzerhand den Fachwerkbau wieder ein. Der Amtmann reagierte hart. Gewehrschützen wurden um den Bauplatz gestellt. Sie mussten wirklich schießen. Die Rädelsführer wurden verhaftet und die ganze Dorfschaft wurde mit einer empfindlichen Geldstrafe belegt. Das Richtfest im Sommer 1603 wird nicht sehr fröhlich gefeiert worden sein, doch die Neusiedler blieben danach unbehelligt. Die Loger selbst hatten ja nichts gegen sie.
1732 zog Albert Osterkamp, ein Urenkel des Gründers, nach Wechold (Nr.78) und verkaufte den Wohnplatz an Johann Jobst Stege. So haben die Loger, Tuschendorfer und Martfelder Steges hier ihren Stammsitz.
Osterkamp und seine Nachfolger mussten immer über das Grundstück der alten Loger Eggekötnerei fahren, von der ihr Bauplatz einst abgetrennt worden war. Eine öffentliche Regelung dazu fand erst im Zuge der Mallenteilung statt. Am 13. März 1832 wurde der "Stegensche Weg vor Hillmanns Hofe her" vertraglich festgelegt, doch blieb dessen Fläche im Besitz des Eggekötners Hillmann. Der behielt sich auch die Instandhaltung des Weges vor, er fürchtete wohl, dass sein Nachbar sonst Schutt und Unrat in den nassen Weg einbringen würde. Zur Straße hin sollte von beiden Nachbarn gemeinsam eine Brücke über den Graben und ein Schlagbaum errichtet werden. Hillmann überließ Stege auch ein großes Stück Gartenland an dessen Hause. So kam Stege aus enger Eingeschlossenheit nun zu einem ansehnlichen Hausplatz, Hillmann aber ließ sich in der Teilung mit unkultiviertem Heideland reichlich entschädigen. Da war das nachbarschaftliche Verhältnis noch intakt.
Eine Generation später wurde prozessiert. Stege, von vielen Schulden geplagt, sah sich von aller Welt bedrängt. Das in der Mallenteilung erstellte Grabensystem, ihm führte es nur Wasser zu. So kam es um den Grenzgraben zwischen den Nachbarn zum ersten Prozess. Er wurde gütlich verglichen. Als Stege dann vor seinen Schulden nach Amerika floh, musste sein Nachfolger Heitmann weiter um den Schlagbaum und die Brücke zur Landstraße prozessieren. Eggekötner Hillmann war verärgert, daß Heitmann den Überweg nicht in Ordnung hielt und der Schlagbaum immer wieder offen stand. Einigung war nur mit Hilfe des Amtsrichters möglich: "Der Graben wird in einer Breite von 16 Fuß (=4,67 Meter) zugeworfen. In diesen Damm werden Drainröhren eingelegt. Neben dem neu zu errichtenden Schlagbaum wird ein Siegel zum Übersteigen der Fußgänger angebracht." Es bedurfte noch eines Prozesses, um festzulegen, daß Heitmann den Schlagbaum beim Durchfahren immer in den Zustand zu bringen hatte, in dem er ihn vorgefunden hatte, offen oder geschlossen.
Als wieder eine Generation später, um die Jahrhundertwende, beide Stellen verkauft wurden, die Eggekötnerei an Diedrich Peimann, der Brinksitz an Heinrich Grimm, da verlor sich der kleinliche Streit. Aber erst mit der Flurbereinigung 1972 entstand hier ein öffentlicher Weg, mit Betonplatten gefestigt. Er blieb zunächst namenlos.
"Stegens Weg" wäre eine schöne Erinnerung an lange Jahre Loger Geschichte gewesen. Doch man zog den Bauern zum Paten heran, der der lebenden Generation noch sehr vertraut war: Heinrich Grimm. Er stammte, wie 1603 Heinrich Osterkamp, aus Hoyerhagen. So mag es für Osterkamp, den unwillkommenen "Ausländer" eine späte Genugtuung sein, daß ein Hoyerhäger seiner Stelle und der Zufahrt dorthin den bleibenden Namen gab.
Hartmut Bösche

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Hinter den Höfen

28.19
Hinter den Höfen zweigt an der Nordseite des Martfelder Großen Feldes von der Straße "Kriegermoor" ab und führt 500 Meter geradeaus nach Nordosten. Der folgende Feldweg in Richtung Heidewätern wird kaum noch genutzt. Die frühere Verbindung zum Hustedter Heidkampsweg ist aufgehoben worden. Es gibt keine Durchfahrt und keinen Wendeplatz, so hat mancher Martfelder bis heute keinen Grund gehabt, in diese Straße hinein zu fahren, die schon im Namen ihre Abgelegenheit dokumentiert. Nur wenige ältere Straßen in Martfeld haben ein so genaues Geburtsdatum wie "Hinter den Höfen". Am 10.07.1769 wurde die anliegenden Grundstücke vermessen und der Wegeverlauf festgelegt. Das Baugebiet hieß "in den Schlöhen", doch hat sich dieser Name nicht durchgesetzt. Schlöhen oder Schlähen sind Vertiefungen, in denen sich Wasser sammelt.
Die Martfelder Große Heide zeigt heute eine ebene und glatte Kulturfläche. Das ist sie erst seit hundert Jahren. Pastor Twele schrieb: "Als ich im Jahre 1895 nach Martfeld kam, lag die Große Heide noch unaufgebrochen da, man konnte von der Landstraße nach Verden von Büngelshausen anfangen, sie zu durchschreiten und bis nach Jerusalem (Holtum) fortfahren, ohne auf ein Ackerstück zu stoßen".
Hier war die Erinnerung des alten Pastors etwas ungenau. Gut zweihundert Meter hinter der zweiten Büngelshauser Reihe lag eine Kette von alten Martfelder und Hustedter Kämpen, mit schmalen Durchlässen für Wege und Wasserläufe. Dahinter aber begann wirklich die Heide mit "Wasserschlähen und kleinen Möhren", wie Vogt Schöne 1774 sie in einem Gutachten beschrieb, als er nach geeignetem Kartoffelland suchen sollte. Erst die vertiefte Heidewätern, die in Büngelshausen ihren Anfang nimmt, hat im 19. Jahrhundert das Land trocken gelegt.
1769, als der Hoyaer Hausvogt Werner dreizehn ehemaligen Soldaten den dringend gewünschten Siedlungsplatz vor Hustedt anwies, war das Baugelände noch unfreundlich, nass und uneben. Die sieben Bauherren in der vorderen Reihe, am Hustedter Kirchweg gelegen, trafen es noch einigermaßen günstig. Peter Bünger, der dem Ort später den Namen gab, errichtete schon 1769 sein Haus. Seine Nachbarn folgten bald. Doch hinter diesen Höfen, in der unwegsamen zweiten Reihe, schwand die Begeisterung. Vier von den sechs zugewiesenen Plätzen wurden nicht bebaut, die Interessenten konnten oder wollten den geschenkten Grund nicht nutzen.
Nur Peter Hodemann und Rendig Wacker schafften es 1770, ihre Häuser dort zu errichten. Mit den Hausnummern 129 und 130 (später 124 und 125) standen sie zwar eng nebeneinander, aber lange Jahrzehnte einsam für sich. Erst 1816 gesellte sich am Ende der Straße Hinrich Büntemeyer dazu, der seinen Brinksitz (Nr. 93) aus der Enge des Martfelder Alten Schulweges aussiedelte. Dafür ging Wackers Stellengründung vor dem Ersten Weltkrieg wieder ein, so blieb es zunächst bei zwei Wohnungen in der Straße.
Als gegen 1840 bei der Teilung der Heide die Straße "Kriegermoor" angelegt wurde, verlängerte man "Hinter den Höfen", um dorthin Anschluss zu bekommen. So wurde die Straße plötzlich fast doppelt so lang, was ihre Einsamkeit eher erhöhte. Erst nach 1925 bauten sich die Familien Bremer (Nr. 253) und Wigger (Nr. 256) am neuen Ende der Straße an. Die alte Verbindungsstraße von den vorderen Höfen Büngelshausens zu den hinteren Höfen verlor nach dem Kriegermoor - Anschluss ihre Bedeutung, blieb aber bis heute als Feldweg bestehen. Der mündet nach wie vor direkt vor Peter Hodemann alter Hausstelle ein. Wer sich auf dieser historischen Spur der Straße "Hinter den Höfen" nähert, blickt noch heute auf den alten Türbalken mit Hodemanns Namen und dem Baujahr 1770.
Hartmut Bösche

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Hollen / K144

33.14
Zu der ungewöhnlichen Überschrift zwingt uns der Kleinenborsteler Beschluss, auf Straßennamen zu verzichten. Grund war die Sorge, historische Ortsbezeichnungen zu verlieren. Doch verschenkt wurde dabei die Chance, in neuen Straßennamen treffende alte Begriffe zu konservieren. Die Kreisstraße 144 von der Bruchhauser Straße bis an die Grenze des Schwarmer Ortsteils Spraken läuft eben nicht durch Hollen, sondern durch die "Stickheide" vorbei an "Müggenhausen" und endet beim "Bomscheper" am "Stakebusch" im Martfelder Hörsten . Da ist schon eine Menge Historie zu verarbeiten.
Der Hollen, das ist die unmittelbare Umgebung des Wetje - Hofes in seiner eindrucksvollen Alleinlage. Der von Martfeld zu ihm führende Hollener Weg trägt seinen Namen zu Recht.
Dieser Weg war wegen der anliegenden Wassermühle schon vor fünfhundert Jahren rege befahren. Anders der Weg nach Spraken, der sich in Busch und Heide versteckte. Sein 1.500 Meter langer schnurgerader Verlauf, nur bei der Einmündung des Hollener Weges von einer Kurve gebrochen, ist natürlich ein Ergebnis neuzeitlicher Planung. 1900 begann die Gemeinde Kleinenborstel den Kraftakt, den Weg fest auszubauen. Pro Jahr schaffte man dreihundert Meter. Nach der Gewohnheit der Zeit wurden am Rand Apfelbäume gepflanzt.
Die neue Straße zog so viel Verkehr auf sich, dass sie zwanzig Jahre später zur Landstraße aufgewertet wurde. Nun zahlte der Landkreis Hoya den Unterhalt. Die Kleinenborsteler Planung hatte natürlich nur bis zur Schwarmer Grenze gereicht. Dort, auf den Hörsten, bindet die Kreisstraße deshalb bis heute mit einer sehr scharfen Kurve an die Sprakener Straße an.
Nach Vorschrift des Celler Friedensgebotes von 1704 für Schwarme und Martfeld musste hier der Weg durch einen Schlagbaum abgesperrt werden. Der sollte so hoch sein, dass die Hoyaer Schweine, die ein Weiderecht auf der Schwarmer Seite hatten, durchlaufen konnten. Der Hausname "Bomscheper" hat sich dort, wenn auch nicht am ursprünglichen Ort, erhalten; der Schäfer war für den ordnungsmäßigen Zustand des Schlagbaums verantwortlich.
Bei der Hörsten - Teilung im 19. Jahrhundert hatte die Gemeinde Martfeld hier Land erhalten, darauf baute der Bomscheper ein neues Haus, meinte auch wohl so den Kleinenborsteler Gemeindelasten zu entgehen. Doch die beiden Gemeinden einigten sich, die Stelle blieb bei Kleinenborstel. Nach der Pflasterung der Straße witterte Bomscheper - Ehlers ein gutes Geschäft und baute nun ein Haus mit Gastwirtschaft. 1923 entstand daraus die "Centralmolkerei Hollen", sie lag an der ausgebauten Kreisstraße zentral zwischen Martfeld und Schwarme. Noch heute wird das Grundstück gewerblich genutzt (Haustechnik Wilfried Meier).
Lange vor diesen Neubauten gab es am einsamen Stakebusch nur zwei kleine Häuslingshäuser, sicherlich hat dort der erste Bomscheper gewohnt. Die Gebäude gehörten der Familie Mügge, die zeitweise fast alle Häuser zwischen Hollen und Spraken besaß. Alte Kupferstich-Karten zeigen deshalb einen Ortsnamen, der völlig untergegangen ist: Müggenhausen.
Den Familiennamen gibt es in der Umgebung immer noch. Sein Ursprung ist auf der Kötnerstelle Nr. 41 (heute Hollen 6) zu suchen, die bis heute bekannt ist unter des Stammvaters Namen Johann Mügge von 1530, verschliffen zu "Jemürgens". Dort allerdings heirateten Nachkommen der Rieder Pastoren Wicke ein. Dieser Name hat nun auch schon fast dreihundert Jahre Bestand.
Der Mügge - Reichtum an Häusern und Grundstücken ging in der Franzosenzeit unter; 1814 blieb der Familie nur die Stelle Nr. 37 (jetzt Knake, Hollen 14). So verlor sich endlich auch der Ortsnamen Müggenhausen.
Auf dem Heideland zwischen Geidemann (an der Bruchhauser Straße) und "Kaspels" (Hermann Meyer, Hollen 4) war einst der Bau der zweiten Kleinenborsteler Schule geplant, um den Hollener Kindern den Weg zu verkürzen. Doch das "Schulland", das noch heute so heißt, blieb unbebaut. 1883 wurde die Kleinenborsteler Schule am alten Ort zweiklassig neu errichtet. K 144, nur eine Kreisstraße, doch voller Geschichte. Etwas davon dürfte sie ruhig im Namen tragen.
Hartmut Bösche

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Holzmaase

18.14
Die "Holzmaase" hat ihren Anfang an der Verdener Straße und nimmt nach achthundert Meter kurvenreichem Verlauf schließlich die gerade nördliche Richtung auf Beppen zu. Wie weit dorfauswärts der Straßenname gelten soll, wurde nicht festgelegt, doch fuhren alle anliegenden Häuser diese Adresse. Nicht ganz zu Recht, denn ursprünglich trennte eine Kette von Ackerkampen entlang der Heidstraße die Holzmaase von der Kleinen und Großen Heide. In diese Kämpe hinein wurde in neuer Zeit die Elbinger Straße geschnitten.
Eine Maase ist ein nasser Fleck in der Landschaft, ein Teich- oder Sumpfgewässer. Der Name ist mit Moor und Moos verwandt. Die unkultivierte Niederung der Holzmaase schob sich in einer Breite von zwei- bis dreihundert Metern zwischen das Martfelder Feld und den Alten Kamp.
Von beiden Ackerflachen floss Regenwasser in diese Senke. Wahrscheinlich im 16. Jahrhundert hatten die Hoyaer Amtleute hier zwei Fischteiche anlegen lassen. Das waren keine einfachen Kuhlen sondern kunstvolle Gebilde, jeweils ein Kreis im Kreis, mit Kreuz- und Querverbindungen. Das Hausbuch des Amtes Hoya von 1665 überliefert, dass in jenem Jahr die "Holzmaase zu Martfeld" mit Karpfen besetzt war.
Doch die amtliche Fischwirtschaft erfüllte die Erwartungen nicht. Die Holzmaase wurde mehr und mehr zur Viehtranke. Gern nahmen die Herden auf diesem Wege auch das Gras mit, das in der Niederung gut gedieh. Schließlich trennte das Hoyaer Amt sich von den Fischteichen - nicht nur in Martfeld. Überall wurden sie auf Erbenzins an private Interessenten abgegeben.
So erwarb 1791 Johann Heinrich Meyer vom Jagdmeierhof die Holzmaaseteiche samt dem Ufergelände auf Erbenzins und zäunte die neuerworbene Fläche sofort ein.
Wütende Proteste der übrigen Martfelder Bauern ließ der Jagdmeier halt durch seinen Hoyaer Anwalt zurückweisen. Erst einmal sollte festgestellt werden, wer überhaupt gegen ihn klagen wollte. Das löste in Martfeld eine heftige Diskussion aus. Am 23. Juli 1793 verweigerten auf dem Bauerschaftsplatz 59 Stellbesitzer die Teilnahme am Prozess. Es waren die kleineren Bauern, die an der Holzmaase wenig zu gewinnen, am Prozess aber viel zu verlieren hatten. Umso erbitterter reagierten die großen Meier. Deren Gruppe führte Conrad Asendorf (Nr. 62) an, der sich vor Gericht allerdings vom Halbkötner Christoph Geidemann (Nr. 91) vertreten ließ. Geidemann benannte Zeugen dafür, dass seit Menschengedenken Martfelder Vieh Tränke und Grasland genutzt hätte, so den alten Johann Jürgen Wedemeyer aus Tuschendorf und Mügges (Nr. 82) Schäfer Hinrich Grieme. Doch des Jagdmeiers Anwalt verstand es, den Prozess über Jahre in die Länge zu ziehen. Ein Urteil liegt der Gerichtsakte nicht bei, möglicherweise verlor sich das Verfahren in der Franzosenzeit. Immerhin blieb der Jagdmeier im Besitz der Teiche und wurde später nach Ablösung des Erbenzinses Eigentümer des Landes.
Die Karte der Mallenteilung zeigt für 1835 die Teiche noch in ihrer alten Gestalt. In den folgenden Jahrzehnten wurden sie zu Wiesenland eingeebnet. Heute, bei völlig geänderten Wasserverhältnissen, kann dort sogar gepflügt werden.
Die Besiedlung der Holzmaase ging ebenfalls vom Jagdmeierhof (Nr. 77) aus. Die Teilungskarte von 1835 zeigt schon damals fünf kleine Gebäude nahe dem großen Teich, anscheinend die Schäferei des Meiers. Geblieben ist davon das Haus 77a, heute Wohlers, Holzmaase Nr.12.
Mit dem Teilungsplan von 1835 entstanden auf der Restfläche der Holzmaase Dutzende von winzig kleinen Parzellen. Anscheinend war hier von vornherein an eine Bebauung gedacht.
Schon 1839 nutzten Heinrich Hagedorn (Nr.84, jetzt Brinkmann, Nr. 4) und Jürgen Hustedt (Nr.94, zuletzt Neddermann, jetzt abgebrochen) die Gelegenheit, aus der Enge des Dorfes hierhin umzusiedeln. 1843/44 wurden die neuen Anbauerstellen Nr. 174 (jetzt Kastens, Nr. 14) und Nr.148 (jetzt Nitze, Fuhrenweg 1) gegründet, doch liegen diese wie schon erwähnt nicht eigentlich an der Holzmaase sondern in der Großen Heide. 1860 folgte "Henns" Harries (Nr. 24), der aus der Dorfmitte auf seinen eigenen großen Kamp zog (jetzt Heidstraße 40). Fastenau (Nr. 69) brachte beim Umzug sogar sein ganzes Haus mit in die Heide (jetzt Nordbruch, Nr. 21).
So wurde über alle Jahrzehnte stetig weitergebaut. Ob die stürmische Entwicklung der Martfelder Bebauung von der Rietlake ausschließlich auch das ehemalige Teichgelände einfordern wird, bleibt abzuwarten. Dann allerdings wäre die Neuanlage eines kleinen Gewässers, das an die historische Holzmaase erinnert, sehr zu wünschen.
Hartmut Bösche

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Hoyaer Straße

Trotz Bau der neuen Straße 1863 Trennung von Hoya

16.18
Die Hoyaer Straße beginnt auf der Brandheide an der Abzweigung der Eitzendorfer Straße, durchläuft Loge und zielt auf den Ort, der den Namen gab, auf Hoya. Gleich am Martfelder Ortsrand durchquert der Weg eine bruchige Niederung. Hinter dem Bruchland folgt eine Sandinsel, auf der gegen 1400 Loge als Tochtersiedlung Martfelds gegründet wurde. Die Loger wohnten "vor der Landwehr"; von dieser Befestigung soll aber erst bei der Erklärung des Straßennamens "Brandheide" die Rede sein.
Jahrhundertelang war die Hoyaer Straße Martfelds wichtigste Verkehrsachse, denn Hoya war als Amtssitz für jede Verwaltung und für vielerlei Handel zuständig. Heute trennt eine Kreisgrenze die beiden Orte voneinander
Der bis zur Kreisgrenze 2300 Meter lange, meist schnurgerader Verlauf wird in Loge durch zwei dem modernen Verkehr sehr gefährliche Kurven gebrochen. Die Linienführung stammt aus dem Jahr 1829. Bei der Mallenteilung wurde der Weg mit einer einheitlichen Breite von drei Ruten neu abgesteckt. Drei Ruten oder 48 Fuß (=13,98m) sind bis heute das Maß geblieben. Nicht einverstanden mit dem neuen Verlauf war der Kleinbrinksitzer Nordhausen auf der Brandheide (heute Bormann, Hoyaer Straße 2). Bis 1843 wehrte er sich dagegen, dass die Straße so dicht an seiner Haustür vorbeigehen sollte Vergeblich.
Der ursprüngliche Weg von Martfeld nach Hoya hatte die Loger Gehöfte rechts liegen lassen und sich stärker dem Tuschendorfer Weg ("Auf dem Neuen Lande") angenähert. Im spitzen Keil der Einmündung stand ehemals das Loger Armenhaus, heute steht dort das Kriegerdenkmal. In der Wiese neben dem Denkmal ist immer noch das Profil der alten Straße zu erkennen. Durch die Verlegung der Hoyaer Straße näher an die Gehöfte gewann man auf der Loger Heide reichlich Platz. Der wurde in Streifen geteilt und an die neuen Loger Stellwirte gegeben. Die kleinen Stücke waren ideale Bauplätze.
Fünf Anbauer siedelten sich dort an und gaben Loge das heute vertraute Bild eines Straßendorfes.
Gleich hinter Loge, im eigentlichen Mallen, trafen sich die Interessen drei der Kirchspiele: Martfeld, Wechold und Hoyerhagen. Für die Straße fühlte sich niemand zuständig. Man fuhr nach Belieben eine neue Spur, wenn die alte grundlos geworden war. Platz gab es genug. Schließlich wurde das den Beamten in Hoya zuviel. Sie verteilten die Last des Wegebaus zwischen Wehrenberg und Loge auf alle interessierten Bauernschaften. So mußten Martfeld, Hustedt, Tuschendorf, Loge, Wechold und Schierholz nacheinander im festgelegten Reihedienst den Weg in Ordnung bringen. Aus Seitengräben wurde Sand auf die Fahrbahn geschaufelt, damit füllte man die gröbsten Löcher. Die Pflicht endete mit der Mallenteilung.
Gepflastert wurde die Hoyaer Straße erst nach 1860. Es war eine bewegte Zeit. 1859 war das Kirchspiel Martfeld an das Amt Bruchhausen-Vilsen gelegt worden. Bruchhauser Richter und Beamte verwalteten nun die Belange der Martfelder. Alte Beziehungen und Gewohnheiten wurden damit unterbrochen. Viele Martfelder wollten bei Hoya bleiben. In der Gemeindeversammlung wurde 1863 ein entsprechendes Gesuch formuliert. Doch es war nicht für das gesamte Kirchspiel bindend, Kleinenborstel votierte heftig für Bruchhausen. Der Meinungskampf tobte hin und her. Der Martfelder Gemeindevorsteher wurde beschuldigt, Bestechungsgelder von Hoyaer Kaufleuten, Gastwirten und Handwerkern angenommen zu haben. Manche meinten zu wissen, dass es zweihundert Taler aus der Hand Hoyaer Juden gewesen seien. Am 17. August 1863 lehnte das Innenministerium in Hannover das Martfelder Gesuch ab. Von diesem Datum an war die Bindung an Bruchhausen endgültig.
Da nutzte es auch nichts mehr, dass mit Hochdruck die Straße von Hoya nach Martfeld gepflastert wurde 1864 war Loge erreicht. Die Straße nach Bruchhausen erhielt dagegen erst zehn Jahre später ein Steinpflaster. Befestigt wurde dabei nicht die ganze Breite der Landstraße. Ein Spur blieb als hufeschonender, sandiger "Sommerweg" offen. Den Schulkindern, die zu Fuß von Loge nach Martfeld gingen, blieb ausreichend Platz, dem schnellen Verkehr auszuweichen.
Inzwischen ist die Strecke mehrfach ausgebaut und der Sommerweg in die Straße einbezogen worden. Schmerzlich wird seitdem ein Fuß- und Radweg vermisst.
Hartmut Bösche

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Hustedter Straße

11.7
Straßennamen können dem fremden Besucher helfen oder ihn verwirren. Von Martfeld nach Hoya führt die Hoyaer Straße, nach Bremen führt die Bremer Straße, nach Verden die Verdener Straße. Das ist scheinbar einfach, doch schon von Martfeld nach Schwarme kompliziert sich das, denn unsere Bremer Straße ist für die Schwarmer ganz klar die Hoyaer Straße. Und von Büngelshausen aus führt die Verdener Straße keineswegs nach Verden, da nimmt man besser die Hustedter Straße.
Vielleicht wäre es hilfreicher gewesen, die Hauptstraßen durch Martfelds Außenbereiche nach den Ortsteilen zu benennen: Loger Straße in Loge, Hustedter Straße in Hustedt, Büngelshauser Straße in Büngelshausen. Doch diese Chance ist vertan. Büngelshausen gibt es gar nicht, jedenfalls nicht in einem Straßennamen oder in einer Postadresse. Büngelshauser wohnen entweder abgelegen "Hinter den Höfen" und im "Plaggenhau" oder aber an der "Hustedter Straße".
Diese Geringschätzung hat ihre Geschichte. Nach dem Siebenjährigen Kriege sollten überall im Hannoverland Wohnplätze für entlassene Soldaten geschaffen werden. 1763 war deshalb im Kirchspiel Blender unmittelbar an der Hustedter Grenze die Siedlung "Neu - Holtum" entstanden. Danach drängte Martfeld seine Anbauwillligen, sich diesseits der Grenze auf dem so genannten Fallesch neben den Neu - Holtumern einzurichten. Bei der Ortsbesichtigung am 31. Mai 1769 wehrten sich die Interessierten energisch gegen den wohl abgelegensten Ort des Kirchspiels. Sie hatten einen ganz anderen Ort im Auge, das Land hinter der alten Schanze zwischen Hustedt und Martfeld am Rande der Mallenniederung. Zwei Reihen mit je sieben Häusern konnten dort wohl eingerichtet werden. Je Haus vier Himtsaat Land, das waren 56 Himtsaat Plaggengrund, die so nahe am Großen Feld verloren gehen würden Die Altbauern protestierten, doch unter Vermittlung des Hauptmeiers Rendig Meyer fand man einen Kompromiss. Die 14 Grundstücke wurden nicht gleich verteilt, sondern nur geplant und gemessen. Die Bauwilligen mussten, wenn sie ihr Bauholz zusammen hatten, das jeweils nächste freie Grundstück übernehmen. Man war überzeugt, das nur Wenige der Interessenten sich den Bau wirklich leisten konnten. Das Projekt würde in den Anfängen stecken bleiben. Tatsächlich wurde die zweite Reihe ("Hinter den Höfen") auch nicht vollendet.
Mit bereits richtfertig gescnittenem Bauholz wartetete allerdings schon Bünger, und er durfte deshalb auch das erste Grundstück übernehmen (heute Nummer 19). Sein Haus 1770 gebaut. Kurz nach ihm begannen auch Johann Nordhausen und Harm Hinrichs Harries, ihre Wohngebäude aufzurichten. Sie erhielten in fortlaufender Martfelder Folge die Brandkassennummern 124, 125 und 126, später in der revidierten Liste die Hausnummern 119, 120 und 121. In jedem Fall wurden sie als zu Martfeld gehörig angesehen.
Ein eigener Ortsname erübrig sich deshalb. Hannoversche Soldaten, die 1797 eine Manöverkarte des Mallengebietes zeichneten, trugen zwischen Martfeld und Hustedt den Ort "Neuhus" ein. Offensichtlich hatte man ihnen auf Befragen diesen Namen genannt. In Martfeld kursierte aber auch noch ein Spottname. Peter Bünger hatte das erste Haus errichtet. Bünger ist die alte Bezeichnung für Trommler. Die Neusiedler waren entlassene Soldaten, Trommler oder der Trommel gefolgt. Der Name "Büngelshausen" brachte diesen Zusammenhang auf den Punkt.
Von der alten Schanze, Reste einer mittelalterlichen Landwehr, ist nichts geblieben. Sie verlief neben dem heutigen Fahrweg, deshalb ist die südliche Seite der Straße fast ohne Bebauung geblieben. Die Landwehr hatte eine eigenwillige Konstruktion. Einerseits sollte sie vor räuberischen Überfällen schützen. Dazu bestand sie aus einem aufgeworfenen Damm, der mit undurchdringlichem Gestrüpp, einem "Knick", bepflanzt war. Andererseits mußte sie für das Weserhochwasser durchlässig sein. Deshalb war der Damm an drei Stellen durch Teiche unterbrochen, die den Räuber behinderten, das Wasser aber durchließen.
Alles ist heute zugeschüttet und eingeebnet. Doch wenn der Kraftfahrer aus Martfeld heute die lange, gerade Verdener Straße entlang eilt, so muß er am Beginn der Hustedter Straße die Geschwindigkeit drosseln. Immer noch erinnert die recht scharfe Kurve daran, das hier einst der Weg einen Teich der alten Schanze umgehen musste.
Hartmut Bösche

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In der Weide

1.10 Die Straße "In der Weide" zweigt neben Sollers Gasthaus von der Bruchhauser Straße ab und mündet beim Paradies in die Bremer Straße. Sie durchquert eine ehemalige Gemeinheitsfläche, die "Alte Weide". Das Forst- und Weideland wurde zwischen 1854 und 1873 geteilt, abgeholzt und privatisiert, dabei auch der jetzige Verlauf der Straße festgelegt.
Der Hoyaer Graf Jobst II. hatte 1545 den Martfeldern erlaubt, zwei Orte einzuzäunen und als Weide zu nutzen. Ein Ort hieß "Die Lange Loge", den zogen später die Hollener an sich. Der andere Ort zwischen den Möhlenbraken und dem Weg nach Kleinenborstel war die eigentliche Martfelder Weide. Natürlich wurden hier nicht alle vierhundert Kühe satt, die schätzungsweise damals in Martfeld lebten - Geweidet wurde nach Gelegenheit überall in Heide und Bruch. Hier handelte es sich nur um eine reglementiert bewirtschaftete Fläche in Dorfnähe. Aber die Regeln waren nicht gut genug.
Schon wenige Jahre nach dem gräflichen Privileg bemerkten die Bauern eine Überweidung. Der Pflanzenwuchs änderte sich, wahrscheinlich trat der Schachtelhalm ("Kohdoot") auf. Man wußte, daß "in derselbigen Weide etwas wechset, daran das Viehe den Todt frißet."
Als die Martfelder 1581 das Problem vor den Hoyaer Grafen Otto VIII. trugen, zeigte der sich verständig. Er gestattete ihnen, eine besser geeignete Fläche im Bruchland nahe bei Loge zu nutzen. Leider starb Graf Otto bald danach. Als die Martfelder nämlich ihre neue Weide einzäunen wollten, stießen sie auf wütende Proteste anderer Interessenten, besonders der Wecholder. Da die Martfelder keine Amtshilfe erhielten,ist die "neue Weide" nie umgrenzt worden. Doch der Flurname hat sich bis heute erhalten.
In der Alten Weide wuchs nun allerhand Holz heran, Gemeindebesitz, der bei der Teilung im 19. Jahrhundert fast vollständig versteigert wurde. Glücklicherweise entstand dann mit Rippen Sünder erneut ein landschaftliches Kleinod auf geschichtsträchtiger Fläche.
Hartmut Bösche

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Im Uhlenbruch

25.17
Die schmale Straße "im Uhlenbruch" zweigt mitten in Loge von der Hoyaer Straße ab. In einem leichten Bogen umfaßt sie den Siemerschen Garten, führt dann geradlinig nach Südwesten und verliert sich nach etwa einem Kilometer im Bruchland der Martfelder "Neuen Weide". Der Name ist seinen Schöpfern etwas missglückt. Er müsste "Uhlenbrook" heißen, so sagt man in Loge noch heute, oder hochdeutsch "Eulenbruch". Heimat der Eulen war und ist ein kleiner Eichen- und Buchenwald, der die beiden einzigen anliegenden Hausstellen trennt (heute Siemers und Plenge). In den letzten Jahren ist der Wald durch Neuanpflanzungen beträchtlich vergrößert worden. Nur dieses Wäldchen ist der eigentliche Eulenbruch. Das größere Areal zwischen der Straße und der Hoyerhäger Grenze hieß früher "In den Oehren". Auch danach hätte man die Straße benennen können. Die Bezeichnung kommt wohl von dem Brauneisen, das sich entwickelt, wenn eisenhaltiges Grundwasser mit dem Luftsauerstoff eine Verbindung eingeht. Im "Ortstein" ist das alte Wort bis heute erhalten geblieben. Das Brauneisen oder Raseneisenerz wurde im Mittelalter sogar ganz in der Nähe verhüttet. In Erdgruben schmolz man mit einem Holzkohlenfeuer die Schlacke heraus, ein schmiedbarer Kern blieb zurück. Fritz Bischoff aus Wechold, immer mit wachem Blick den Bodenaltertümern auf der Spur, hat vor einigen Jahren zwischen Loge und Wehrenberg auf einem erhöhten Acker die Schlackenreste der Rennöfen entdeckt und den Fund nach Hannover gemeldet. Stahlerzeugung an Martfelds Grenze. Heute ist so etwas kaum mehr vorstellbar. Aber der Historiker muss die Landschaft mit ändern Augen sehen. Die Chaussee durch Loge ist recht neu. Denken wir sie weg, so verlängert sich die Straße "Im Uhlenbruch" nach Nordwesten in den namenlosen Weg, der am Schützenhaus vorbeiführt. Beide Wegteile gehören eigentlich zusammen. Dann erklären sich Ursprung und Verlauf der sehr alten Straße. An ihrer Mitte steht mit dem Siemerschen Anwesen eine altehrwürdige Eggekötnerei. Sie wurde etwa um 1400 angelegt.
Von ihr führte ein Weg zum Ackerland auf den höher gelegenen Loger Kamp, die Gegenrichtung zeigte zu den Wiesen im nassen Bruch. Dieser vor 600 Jahren angelegten Spur folgt die Straße im Uhlenbruch noch heute. Drei Martfelder waren es, die damals Loge gründeten. Außer dem Kampland und den Wiesen brauchten sie auch Holzung. Die bewirtschafteten sie gemeinsam zwischen sich, in dem Dreieck, das heute von der "Hoyaer Straße" und "Im Uhlenbruch" gebildet wird. Längst ist diese gemeinsame Forstwirtschaft aufgehoben. Die letzten verbliebenen Eichen wurden bei der Flurbereinigung 1973 gefällt. Auch die übrigen Spuren alter Gräben und Kuhlen wurden damals eingeebnet. Nur im eigentlichen Uhlenbruch-Wäldchen hat sich der uralte Verlauf der Wätern (heute: Wehrenberger Graben) im Bodenprofil erhalten, ein Erddenkmal, das es zu schützen gilt. Der Siemersche Platz ist 600 Jahre immer im Besitz der gleichen Familie geblieben, wenn auch mehrfach in weiblicher Linie vererbt und daher unter verschiedenen Namen. Alten Logern ist die Stelle noch unter "Winters" bekannt. Die kinderreiche Familie gründete nicht nur je eine neue Stelle am Eingang (heute: Endemann) und am Ausgang von Loge (ehemalige Gastwirtschaft Winter) sondern wanderte auch in beachtlicher Zahl nach Amerika aus. In Georgia gibt es, nach ihr benannt, heute das Städtchen "Winterville". Ein Amerika- Rückkehrer kaufte 1912 einen Bauplatz in der spitzen Ecke zwischen "Hoyaer Straße" und "Im Uhlenbruch". Sein Haus erhielt die von Amerika her gewohnte Form und weiße Farbe. So steht hier, kaum dahin beachtet, an der Einfahrt zur Straße "Im Uhlenbruch" ein kleines Auswandererdenkmal (heute: Steinke).
Hartmut Bösche

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Oister Weg / Kleine Heide

37.20
Der "Oister Weg" führt von der Hustedter Dorfstraße 1.300 Meter ostwärts bis zur Verdener Kreisgrenze und setzt sich dann als "Hustedter Weg" fort bis Oiste. Ein wenig nördlicher und fast parallel läuft der Weg "Kleine Heide" 700 Meter bis zum ehemaligen Hirtenhaus der Gemeinde Hustedt und endet dort.
Wo ist hier ein Zusammenhang? Eine vergilbte Akte liefert die Lösung und dazu ein völlig anderes Landschaftsbild. Im Frühjahr 1841 sollte "ein Theil der Heerstraße von Bruchhausen nach Verden" gründlich in Stand gesetzt werden, eben das Stück am Hirtenhaus vorbei. In dem Plan werden ganz andere Straßennamen verwendet. Vor dem Hirtenhaus läuft die "Sandstraße". Sie stößt auf die Steinwätern und teilt sich dort. Vor der Brücke ab läuft die "Mallenstraße" nach Oiste und - an der Wätern entlang - die "Steinstraße" nach Eitzendorf.
Wer heute den schmalen Weg zur Kleinen Heide befährt, mag kaum glauben, dass er auf der einstigen Chaussee nach Verden ist. Dabei war 1841 dieser Hauptweg noch nicht einmal befestigt. Aber die Erinnerung an spätmittelalterliche Verhältnisse hilft weiter. Kleine Länder mit Pass- und Wegkontrollen waren hinderlich. Hustedt lag in der Grafschaft Hoya hart an der Grenze zum Erzbistum Bremen. Der Weg "Kleine Heide" markiert heute noch die alte Grenzlinie. Die Straße von Bruchhausen nach Verden direkt über Oiste vermied Kontrollen und Zölle, die bei der Fahrt über Blender fällig gewesen wären.
Oister Weg Kleine Heide Die mittelalterlichen Zölle waren 1841 weitgehend überwunden, aber die Hoheitsgrenze teilweise noch wirksam. Zuständig für die Wegebesserung waren die Anlieger. Mit den Eitzendorfern war das eindeutig und klar. 85 Ruten hinter der Brücke begann deren Gemeindegebiet und damit die Sorge für den Weg. Noch heute überspringt an dieser Stelle die Kreisgrenze den Weg und den Graben. Problematisch wurde es an der Mallenstraße. Zwischen Brücke und Oister Grenze waren zwei Holtumer Bauern Anlieger des Weges. Klinker und Niebuhr hatten dort ihre Wiesen, dazwischen, das machte die Sache nicht leichter, der Hoyaer Superintendent. Die Holtumer vernachlässigten den Weg, die Oister beschwerten sich bei der zuständigen Gemeinde Hustedt, der Hoyaer Amtmann wurde eingeschaltet, der über den Westener Amtmann die Bauern mahnen ließ, alles langwierig und ohne großen Effekt. Das Problem blieb über Jahrzehnte erhalten. Gerade die Oister waren an der Straße sehr interessiert und bauten sie 1879 auf 24 Fuß Breite aus, einschließlich Gräben waren das 38 Fuß. Hustedt sollte folgen, wollte aber für die Holtumer nicht bauen.
Das Problem überlebte sich, inzwischen galt eine neue - preußische - Planung. Die Landstraße Bruchhausen-Verden sollte nun über Holtum und Blender laufen. Mallenstraße und Steinstraße wurden einfach Gemeindewege. Die Verlängerung des Dorfplatzes vor den ursprünglichen Eggekötnern (alte Nr. 8 und 9) in Richtung auf die Steinwätern erzeugte dann den schnurgeraden "Oister Weg", der auch heute noch, obwohl nicht mehr erlaubt, als Abkürzung der Strecke nach Verden genutzt wird. Eine Reihe von Neubauten gibt dieser Straße nun Gewicht und Bedeutung, während die "Sandstraße" als "Kleine Heide" in die Bedeutungslosigkeit versank.
Der verdienstvollen Flurnamensammlung der Hustedter Ortschronik fügt die alte Akte einen Namen hinzu, der im Dorf vielleicht noch Interesse findet: Dem Hirtenhaus genau gegenüber, wo heute die Straße endet, lag "Pahlmanns Rohlackskamp". Dort musste 1857 zur Verbreiterung des Weges Land abgetreten werden. Entschädigt wurde mit einem Himtsaatpreis von 50 Reichstalern.
Hartmut Bösche

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Die Kirchstraße

8.4
Die vor kurzem erst renovierte Kirchstrasse in der Mitte ihres Verlaufs. Das Feuer in der Martfelder Kirche hat vor einigen Wochen überregionales Interesse auf unseren Ort gezogen. So soll diese Straßengeschichte ebenfalls hier anknüpfen.
An der Einmündung des Friedhofsweges ändert die Hauptstraße ihren Namen und heißt von da an Kirchstraße. Sie behält diesen Namen bis zur Brandheide, wo an der Abzweigung nach Eitzendorf, nach etwa achthundert Metern, aus der Kirchstraße die Hoyaer Straße wird.
An der Einmündung der Straße "Zur Maase" biegt die Kirchstraße sehr scharf ab. Hier wurde bei der Planung der neuen Ortsdurchfahrt sogar erwogen, die alte Lindemannsche Hausstelle (Nr. 71) abzureißen und die Kurve zu entschärfen. Das konnte die Denkmalpflege glücklicherweise verhindern. Kurven haben ihre Ursache, und hier ist das geschichtliche Interesse geweckt.
Die uralten Durchfahrten Bruchhausen - Verden und Hoya-Bremen verliefen zunächst gradlinig.Im heutigen Dorfplan ist kaum mehr zu entdecken, daß diese Hauptstraßen vor "Coors - Johanns" Haus (Nr. 92) kreuzten. Der Alte Schulweg und der Eichenweg sind letzte Reste der frühmittelalterlichen Verkehrsführung. Wahrscheinlich wurde der Hauptmeierhof (Nr. 77) im 8 Jahrhundert von den fränkischen Eroberern in den Sachseilkriegen angelegt, um diese Kreuzung zu kontrollieren. Das große Rechteck wurde auf einem Wegeviereck um den Hof herumgeleitet.
Die Kirchstraße bildete dabei die östliche Begrenzung des Meierhofes. Wir können davon ausgehen, daß die fränkischen Gründer ein ziemlich regelmäßiges Rechteck absteckten. Dem will sich der heutige Verlauf der Kirchstraße aber nicht fügen. Kommt man aus der Kurve der Hauptstraße, so merkt man, daß der Weg vor der Kirche eine weitere Biegung macht, um dann gradlinig auf "Heins" Haus (Nr. 68) zuzusteuern. So ist das Rechteck des Meierhofes am Echterkamp deutlich breiter als südlich im Bereich der Mühle.
Kirchstraße Alte Karten verraten uns, daß die Kirchstraße hier ehemals tatsächlich geradeaus und zwischen dem Lindemannschen und Lütmannschen Haus (Nr. 105) durchlief. Genau dorthin zielte auch der soeben verlegte Kirchenfußweg an "Williges" Haus vorbei. Hier gab es keine scharfe Kurve, sondern nur eine sanfte Biegung. Die Martfelder Kirche ist aus der Kapelle des fränkischen Meierhofes hervorgegangen. Bald nach 1200 geschah die Aufwertung zu einer Gemeindekirche. Damals ist wohl auch ein neues Gotteshaus erbaut worden. Die Überlieferungen deuten auf ein Gebäude ähnlich der Kirche in Bremen - Arsten hin. Es hat siebenhundert Jahre gestanden.
Der regelmäßige Kirchgang und speziell das jährliche Kirchweihfest waren die Auslöser für einen Markt, auf dem die Landbevölkerung sich bei fliegenden Händlern versorgen oder vergnügen konnte. Und genau auf den alten Marktplatz zielt die heutige Kirchstraße. Sie stellt in diesem Abschnitt die kurze Verbindung zwischen Kirche und Markt dar. Am Markt liefen die Straßen zusammen und der ursprüngliche Wegeverlauf verkümmerte. Nachrichten vom Martfelder Marktplatz haben wir nur aus dem 16. Jahrhundert, den Dreißig-jährigen Krieg überlebte die Einrichtung nicht. Die Bebauung der Fläche engte danach die Straßen ein, so entstand die bekannte scharfe Kurve.
Auch im südlichen Teil verlief die Kirchstraße ursprünglich anders. Von Hoya kommend zielte sie direkt auf das Bielefeldsche Haus (Nr. 107) und führte dann in einem kurzen, scharfen Bogen um es herum. Die Chaussee - Planung von 1843 sah eine schnurgerade Straße von Loge bis zum Timkeschen Meierhof (Nr. 108) vor, Bei der Ausführung des Planes wurde die Kirchstraße etwas westwärts verlegt. Die aufgegebene alte Wegefläche bot sich zur Bebauung an. Heute weiß kaum Jemand mehr, daß die letzten drei Häuser an der Kirchstraße (Wulf, Wieczorek und Marks) eigentlich auf der Kirchstraße selber stehen - wenigstens auf ihrer jahrhunderte alten Spur.
Hartmut Bösche

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Die Kleinenborsteler Heide

4.3
Da die Ortschaften der ehemaligen Gemeinde Kleinenborstel bis heute keine offiziellen Strassennamen eingeführt haben, können sie im Rahmen unserer Straßengeschichten eigentlich nicht berücksichtigt werden. Die am Ortsausgang nach Bruchhausen links und rechts abzweigenden Straßen sind als "Kiebitzheide" und "Kleinenborsteler Heide" aber so bekannt, daß wir sie zur näheren Betrachtung heranziehen können. Die Straße "Kleinenborsteler Heide" beginnt an der Bruchhauser Landstraße und endet ihren schnurgeraden Verlauf nach etwa 750 Metern an einer Weggabelung. Ein Zweig weist von dort über Benken Graben nach Bruchhausen, der andere über den Moorgraben nach Kleinenborstel! zurück.
Die Moorgrabenniederung bildete einst die natürliche Grenze zwischen den Grafschalten Hoya und Bruchhausen, später zwischen den Amtsbezirken gleichen Namens. Benken Graben galt nur als eine Verzweigung des Moorgrabens, die Heidfläche zwischen den beiden Bachläufen war eigentlich Niemandsland. Über Jahrhunderte hinweg hielt hier als einziger der Kölner Butt die Stellung. Auf Beneke Butt geht auch die Bezeichnung "Benken Graben" zurück. Die Familie stammte aus Ochtmannien, also aus dem Amt Bruchhausen. Auf einem ziemlich direkten Fußweg ging man aber nach Martfeld zur Kirche, was schließlich wohl die politische Zugehörigkeit jenes Heidefleckens bestimmte.
Kleinenborsteler Heide Am 25. Mai 1770 versammelten sich die Bauern aus Kleinenborstel und Hollen nahe dem Buttschen Anwesen, um über die Errichtung neuer Hausstellen zu beschließen - nicht ganz freiwillig. Seit dem Ende dem Siebenjährigen Krieges (1763) hatte sich die Regierung in Hannover bemüht, 37.000 entlassene Soldaten unterzubringen. Die Bauernschaften waren dringend aufgefordert worden, Anbauerplätze bereitzustellen. Wie andere Gemeinden auch, verweigerten sich die Kleinenborsteler diesem Wunsch. Von 29 ehemaligen Kleinenborsteler Soldaten beharrten aber vier bei dem Verlangen, ein eigenes Haus zu bauen. Als für 1771 Wesentlich schärfere gesetzliche Bestimmungen drohten, gaben die Eingesessenen dem Druck der Hoyaer Beamten nach. Jenseits des Moorgrabens, dort wo die Bruchhauser Schafe weideten, wollte man die Neusiedler nun dulden. So konnten die Beamten an jenem Maitag vier Hausgrundstücke mit je vier Himtsaat Ackerland ausweisen.
Die Freude der Veteranenfamilien Heins, Rippe, Bartels und Wichmann war wohl dennoch eher gedämpft, sie hätten sicher lieber näher an Kleinenborstel gebaut. Drei von ihnen schafften dann die Anstrengung, ein eigenes Haus zu errichten.
Gerd Hinrich Wichmann aber blieb in den Anfängen stecken. Krank und finanziell überfordert verkaufte er das halbfertige Gebäude (Nr.24) an Carsten Meyer-Butt von der benachbarten Kötnerstelle.
Über dreißig Jahre blieben die "Heidjer" für sich allein. Am 12. November 1806 weihte Arend Hinrich Freer sein Haus (Nr.26) ganz am Ende der Straße ein, am gleichen Tag als Napoleon die Inbesitznahme des Hannoverlandes proklamierte. Die folgenden Kriegs- und Notzeiten ließen keine weitere Entwicklung der Heidesiedlung zu. Dann schreckte die Abgelegenheit des Ortes weitere Bauwillige ab. Die von Hermann Bohlmann 1876 errichtete Anbauerstelle Nr.73 ging wieder ein, erst 1898 und 1907 entstanden nahe der Landstraße durch Johann Wessel und Cord Bartels neue Häuser.
Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse die einsame Lage attraktiver, denn Martfeld und Bruchhausen waren gleichermaßen gut zu erreichen. In den sechziger Jahren entstand die Siedlung an der Einmündung der Heidstraße in die Landstraße, danach sahen sich die Bauwilligen allerdings erst einmal auf der Kiebitzheide um.
Hartmut Bösche

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Kriegermoor

Liegen hier Martfelds viertausend Jahre alte Wurzeln?

15.22
Die Straße Kriegermoor führt von der Holzmaase nach Büngelshausen und mündet dort in die Hustedter Straße. Sie grenzt grob gesehen das Martfelder Feld von der Heide ab, doch berührt sie die alte Feldgrenze nur an einer einzigen Stelle, am "Rheinschen Kamp" Davon wird gleich die Rede sein.
Eine Wohnbebauung gibt es nicht. Einzig das an der Einmündung der Straße "Hinter den Höfen" gelegene Haus führt die Adresse "Kriegermoor". Die Straße ist recht neu, sie wurde erst 1836/45 anlässlich der der Feldteilung angelegt.
Der Name klingt geheimnisvoll. Dabei haben die beiden Worthälften Krieger und "Moor" eigentlich nichts miteinander zu tun. Mit Kriegern bezeichnete man im 19. Jahrhundert noch ganz unbefangen die Soldaten, der Kriegerverein hat den alten Wortsinn bewahrt. Hier in der Heide zwischen Martfeld und Holtum übten die königlich hannoverschen Gardehusaren, deren 1. Schwadron in Hoya stationiert war. Bei der Teilung der Heide gab es 1839 einige Aufregung, weil die Martfelder "versehentlich" deren Reitbahn planiert hatten. Innerhalb von acht Tagen mussten die Bauern eine Ersatzfläche von 150 mal 100 Fuß Größe neu anlegen und mit Wall und Graben umgeben.
Kriegermoor Der zweite Teil des Namens erinnert an die Moorkuhle, die genau dort lag, wo die Straße auf halber Länge eine Kurve macht. Noch immer ist das Gelände dort sichtbar niedriger. Doch wenige Meter weiter zeigt sich im Acker eine deutliche Stufe. Wir sind am "Rheinischen Kamp", der etwa einen Meter höher liegt als die angrenzende Heide. Gegenüber der Einmündung von "den Höfen" berührt der Kamp, gleichsam wie der Daumen eines Faust- handschuhs, hier die Straße. Nach wen der "Rheinsche Kamp" benannt wurde, ist unbekannt. Eine Bauernstelle wurde nicht gefunden. Die außergewöhnliche Erhöhung neben einem Gewässer, das vor dem Verlanden und Vermooren beachtliche Ausmaße hatte, gibt Rätsel auf. Insgesamt ist das Große Feld durch Plaggen erhöht worden, doch nirgends zeigt sich ein so krasser Unterschied wie hier.
Nahe der Straße Kriegermoor, im "Schünebraken", wurde vor dem Kriege ein 15 Zentimeter langes Steinbeil gefunden. Zwar gelangte es noch in die Schulsammlung, doch ist es später mit dieser Sammlung verschollen. Weitere jungsteinzeitliche Funde wurden in Richtung Feldmühle, in Büngelshausen und Hustedt gemacht. Lag hier am Kriegermoor vielleicht das älteste Martfeld, auf dem "Rheinschen Kamp" ein über viertausend Jahre alter Siedlungsplatz?
Ein Beweis für diese These wurde vor fast hundert Jahren beseitigt. Gegenüber der Moorkuhle befand sich ein Hügel im geteilten Heideland, der die Feldarbeit störte. In gemeinsamem Fleiß schafften es die Anlieger, den Sand des Hügels in die Moorkuhle zu karren und damit die Landschaft einzuebnen. Als man dabei immer wieder auf Scherben und Urnen stieß, war klar, dass man einen Grabhügel beseitigte. Leider ist niemand auf den Gedanken gekommen, eine Urne zu bergen. Alle Scherben ruhen nun in der Moorkuhle. Vielleicht sind sie dort sogar gut aufgehoben, bis in ferner Zukunft eine wissenschaftliche Grabung sie wieder hervorholt.
Auch dann wird die Frage nicht beantwortet sein, ob auf dem "Rheinischen Kamp" das älteste Martfeld gestanden hat. Die Heide birgt noch viele Geheimnisse. Die alten Wegeverhältnisse vor der Teilung könnten uns manchmal helfen, Fragen zu klären. Da sehen wir ganz andere Verkehrsbedürfnisse, die wir im heutigen Straßenverlauf nicht wieder erkennen. So war das erste Stuck des "Kriegermoores" zusammen mit der Heidstraße einst ein Teil des Weges von Bruchhausen nach Morsum. Am anderen Ende hingegen deckte der Straßenverlauf sich mit dem Weg von Schwarme nach Wechold. Heute meidet der überörtliche Verkehr dieses Stück der Heide, der Kriegermoor dient fast nur noch landwirtschaftlichen Zwecken.
Hartmut Bösche

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La Bazoge

26.18
Fremdsprachen bringen ihre eigenen Probleme mit. Was macht man mit dem stimmlosen "s" von Ancinnes, wenn man eine Straße danach benennen will? Die Franzosen, die ihre Hauptstadt Paris ohne s" sprechen, bringen es im Eigenschaftswort parisien deutlich wieder zu Gehör. Also Ancinneser Ring? Die Schwarmer deutschten lieber ein zu Ancinner Ring. Ganz perfekt wäre wohl Cours d Ancinnes gewesen.
Da zog Martfeld sich leichter aus der Affäre und nannten eine Straße schlicht nach der Partnergemeinde "La Bazoge", das im Dorf je nach Französichkenntnissen mal Labasoosch, mal Labattzoge ausgesprochen wird.
Die Straße La Bazoge beginnt an der Kirchstraße, führt 250 Meter gerade aus nach Westen, um dann in leichten Kurven nordwärts auf die Dorfstraße einzuschwenken. Als 1843 die Martfelder Wege geregelt und teilweise verbreitert wurden, vermerkte das Protokoll "Die Straße vom Hoyaer Hauptwege bei Suhrs Hofe ab vor Heinrich Sollers Hofe vorbei, ist an die s.g. Wachtstraße bei Ludecken Lauen Hofe unverändert geblieben" . Die Straße hatte keine eigene Bezeichnung wie die Wachtstraße, sondern musste durch die Hauptanlieger beschrieben werden. So fiel es nicht schwer, ihr Anfang der achtziger Jahre den Namen der franzöichen Partnergemeinde zu geben und sie so aus der Anonymität herauszuholen.
Auch nach 1843 ist der Wegeverlauf unverändert geblieben, ja, dies ist wohl eine der ältesten noch originalen Straßen des Ortes Martfeld war seit je bestimmt als das Wegekreuz der Landstraßen Hoya Bremen und Bruchhausen - Verden. Wer aber aus Richtung Bruchhausen kam und weiter in Richtung Hoya wollte, bog vor Martfeld ab. Die alte Verkehrslinie wird heute durch die Straßen "Am Sportplatz", "Dorfstraße" und "La Bazoge" markiert.
Die erste Hälfte davon ist nach dem großen Brand 1881 völlig umgestaltet worden, der Bereich "La Bazoge" blieb aber vom Feuer und von der nachfolgenden Arrondierung verschont. So bestimmen bis heute der Vollmeierhof "Timken - Suhr" und die Halbmeierhöfe "Rippen - Soller", "Wilken - Meyer" und "Bielfelt - Laue" wesentlich den Charakter der Straße.
La Bazoge "Bielfelt" (jetzt Ehlers, Wachtstraße 1) gehörte bis zur Reformation an die Hoyaer Kirche. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, lagen zwei Acker der Martfelder Kirche und Pfarre. Zu beiden Äckern wurde je eine kleine Bauerstelle gegründet. Über 700 Jahre lagen sie zum Berühren nahe beieinander, bis sich vor vierzig Jahren der Brinksitzer Nr. 59 (heute Meyer - Hillmann, La Bazoge 28) durch setzte und mit einem Grundstückstausch die Nr. 60 (heute Wenzlow, La Bazoge 22) auf Distanz brachte. Das Haus von 1717 wurde abgerissen.
Als nach dem zweiten Weltkrieg das Arzt Ehepaar Stöver beschloss, in Martfeld zu bleiben, errichtete es in einsamer Lage zwischen "Rippens und Bielfelts" ein Wohnhaus. Der Sohn Hans-Henning Stöver wurde Studienrat, der unvergessene Gründer des Martfelder Heimatvereins. Als sich neben ihn weitere Praxen, Tierarzt Zahnarzt niederließen entstand hier Martfelds "Akademikerviertel!" Dafür war die eigentlich nur zur Landwirtschaftlichem Verkehr gedachte Straße nicht recht fein genug. Mittlerweile sind aus vielerlei Gründen die Praxen umgezogen, es ist wieder ruhig geworden in der Straße La Bazoge. Dennoch konnte die. Straße etwas Kosmetik vertragen, schon um die Partner aus Frankreich nicht zu enttäuschen, wenn sie "ihre" Straße sehen wollen.
Hartmut Bösche

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Moorheide

30.20
Das bevorstehende Erscheinen der Chronik von Hustedt ist ein guter Anlass, einen Hustedter Straßennamen genauer zu betrachten. Die Straße Moorheide zweigt mitten im Dorf von der Landstraße (Hustedter Dorfstraße) ab und führt ziemlich gerade nach Westen. Das Kriegerdenkmal, eine gemauerte Sitzecke und der Sportplatz, beide nach dem langjährigen Hustedter Lehrer Beckmann benannt, markieren den Anfang. Dann breiten sich links und rechts uralte Ackerkämpe aus, von Moor und Heide ist nichts zu sehen. An der Kreuzung mit der Straße "Auf der Heide" liegen einige kleine Hofstellen, hier hat sich viel von der alten Dorfidylle erhalten.
Dann stößt der Weg auf den Großen Kamp und teilt sich. Wer nun gemäß der Ausschilderung der breiteren, nördlichen Spur folgt, nimmt Lehrer Beckmanns alten Weg zum Schulmeisterkamp. Daneben hatten die Hustedter 1797 sehr schmale Ackerstreifen in die Heide gelegt, zum gemeinsamen Kartoffelanbau. Vielleicht stammt der Flurname "Scheibenberg" von der alten, kleingeschnittenen Struktur. Scheibenberg hätte hier auch die Straße heißen können, denn das namensgebende Moor ist zu ihrem Ende nirgends in Sicht.
Zum Moor hätten wir am Großen Kamp die südliche Abzweigung nehmen müssen. Nach Überquerung der Heidewätern endet bald deren befestigte Strecke. Nun ist man am Ziel, am Hustedter Moor in der Großen Martfelder Heide. Ehemals fand die selbstständige Gemeinde Hustedt hier ihre Grenze. Ein Die südliche Abzweigung der Straße Martfelder Anlieger überlieferte die älteste Erwähnung, die in den Visitationsakten festgehalten wurde: 1649 hatte Heinrich Veitbusch von der Kirch ein kleines Ackerstück "beim Hustedter Mohr" gepachtet.
Beckmann Stadion in Hustedt Ein Nebenarm der Heidewätern hat das Moor trockengelegt, so kann hier heute fast überall geackert werden. Aber die Moorkuhle ist geblieben. Eigentlich war sie 1836 bei der Teilung der Heide auf die Martfelder Seite geraten, aber die Hustedter nutzten sie seit jeher als Flachsrötekuhle. Flachs musste vier bis fünf Wochen in flachem Wasser liegen, damit die Holzteilchen verrotteten und sich von den Fasern lösten. Das Wasser verdarb dabei völlig, die stinkende Angelegenheit betrieb man lieber weit vom Dorf entfernt. Hier setzte sehr früh der Umweltschutz ein. Schon 1705 wurde von der Regierung in Hannover das Flachsrotten "in lebendigen Gewässern" untersagt, weil es "für die Fischereien und für die Gesundheit der Menschen nachteilige Folgen hatte".
Hustedts Bürgermeister Ehler Lackmann, der die alten Verhältnisse noch gekannt hatte, schrieb 1935: "Das jetzige Wasser ist mit dem Stinkwasser von früher nicht zu vergleichen". 1920 wurde versucht, die Umgebung der Moorkuhle zu pflügen, aber der Boden war zu nass. Daraufhin einigten sich die beiden Anliegergemeinden, hier gemeinsam Kiefern anzupflanzen, Martfeld beteiligte sich zu zwei dritteln, Hustedt zu einem Drittel an den Kosten.
Moorheide in Hustedt Inzwischen gibt es die Grenze nicht mehr, aber das Biotop ist erhalten worden und hat sich Martfeld weiterentwickelt. Hin wenig Natur der alten Martfelder Heide hat sich hierher gerettet. Eichen, Birken und Erlen wachsen jetzt urwaldmäßig durcheinander. Noch stehen Schilfkolben im vorhandenen Gewässer. Ob es hier noch Blutegel gibt, von denen eine kleine Geschichte in der Hustedter Chronik zu erzählen weiß, wäre zu prüfen.
Das Ergebnis dieser kleinen Betrachtung ist auch an anderen Stellen der Gemeinde zu belegen: Straßennamen sind der letzte Versuch, historische Orte festzuhalten und wenigstens ihre Benennung für die Zukunft zu retten. Veränderte Wegeführungen und flurbereinigte Landschaften entziehen die Namen aber ihren Ursprung und lassen sie beziehungslos werden, wenn man ihre Anfänge nicht mehr kennt.
Hartmut Bösche

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Möhlenbraken

31.22
Die Straße Möhlenbraken verbindet auf jeweils halber Länge die Bruchhauser Straße mit dem Hollener Weg. Die Bebauung ist recht jung,1924 errichtete Friedrich Meyer mit Nr. 251 (jetzt Nr. 13) das erste Haus. Der Wegeverlauf, wenigstens zum Teil, ist viel älter. Der Straßenname aber ist der älteste urkundlich belegte in Martfeld überhaupt.
Möhlenbraken Am 10. Februar 1545 erlaubte der Hoyaer Graf Jobst den Martfeldern, die "Mollenbrake am Broicke by der Lütken Borsteler Kerkwege" zur Viehweide einzuzäunen. Es ist die Geburtsurkunde der so genannten "Alte Weide". Nach einem Verzeichnis von 1718 gehörte zur Martfelder Pfarre "eine Wiese in der Alten Weide in den Mühlenbracken". Ältere Einwohner erinnern sich an die dortige "Pastorenkuhle", ehemals die Badeanstalt des Dorfes. In der Kurhannoverschen Karte von 1771 findet sich der Name Möhlenbraken nördlich des Hollener Weges eingetragen, in der Alten Weide eben, die Begriffe sind austauschbar. Die Bezeichnung Möhlenbraken aber ist die ältere und beschäftigt unsere Phantasie. Ob hier mit "Brake" das Bruchland oder neu gepflügtes Land gemeint ist, muss offen bleiben. Der erste Teil des Wortes jedoch benennt ganz klar eine Mühle.
Wir wissen aber, dass die erste Martfelder Windmühle, die Feldmühle erst 1582 erbaut wurde. Sie blieb fast dreihundert Jahre lang die einzige Windmühle am Ort. Dennoch führt ein Register der Martfelder Kirche 1649 zwei verpachtete Stücke bey der Alten Mühlen an. Wo lag sie?
Die Mühlen des Mittelalters waren Wassermühlen, auch hier in Martfeld. Mit unterschlächtigen Wasserrädern nutzten sie selbst im Flachland geringe Höhenunterschiede aus. Entsprechend bescheiden war die Leistung; bei Trockenheit fielen die Anlagen ganz aus. Dann half nur die Rossmühle, eine Göpelanlage, um die Mühlsteine zu drehen. Aus Varste, wo 1577 die moderne Windmühle errichtet wurde (doch wohl von den gleichen Handwerkern, die kurz danach in Martfeld bauten?), wird schon früh von einer daneben gelegenen Rossmühle berichtet.
Mehrere Wasserläufe fließen südlich an Martfeld vorbei und entwässern das Bruchland zur Eiter und damit zur Weser hin. Die Rietlake und die Feldlake liefen sogar direkt durch den Ort und versorgten früher Fisch- und Löschteiche mit Wasser. Neben Lake waren hier Wätern und Graben gebräuchliche Begriffe für Wasserläufe. Neuerdings hat man aus den Marschen den Begriff Fleet eingeführt. So kreuzt jetzt das "Krähenkuhlenfleet" die Bruchhauser Straße und läuft ziemlich parallel zur Straße Möhlenbraken. Es folgt damit dem Lauf der alten Bruchwätern. Diese hatte hier zwei Teiche aufgefüllt, einen neben dem "Kuhlenmeyer" (Bruchhauser Straße 48), dann die schon erwähnte "Pastorenkuhle". Das waren zwei Wasservorräte für die Mühle am Hollener Weg. Beide Teiche sind jetzt verschwunden, auch hier wurde ein ganz altes Stück Martfelder Geschichte zerstört.
Die kleine Menge Roggen, die man zum Backen mahlen ließ, trugen Bauer oder Knecht meist auf dem Rücken zur Mühle. Auf halber Länge des Möhlenbraken - Weges, in einer scharfen Kurve, führt eine Brücke über das Fleet. Auf der anderen Seite läuft nur ein kaum benutzter Grasweg weiter. Doch diese gerade Verlängerung zielt genau dort auf die Bruchhauser Straße, wo einst auf der gegenüberliegenden Seite der Kleinenborsteler Kirchfußweg einmündete, eben der, den Graf Jobst 1545 erwähnte. So wird der Sinn klar: Es war der kürzeste Fußweg von Kleinenborstel zur Mühle. Als Martfeld dann die Windmühle auf der anderen Seite des Dorfes baute, zogen die Kleinenborsteler die näher gelegenen Mühlen in Bruchhausen vor. Ihr Stück am Möhlenbraken - Weg wurde nicht mehr gebraucht. Dafür gewann die Zuwegung vom Martfelder Stühr an Bedeutung, die Straße änderte ihre Richtung.
Nach 1950 änderte die einsame Straße auch ihr Erscheinungsbild. Heimatvertriebene aus Breslau und aus der Grafschaft Glatz bauten sich hier an und richteten zwei kleine Nebenstraßen ein. Doch das ist eine neue Geschichte, die besonders ausgeführt werden muss.
Hartmut Bösche

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Mühlenweg

5.5
Die Wiederherstellung der Feldmühle richtet unseren Blick auf den Mühlenweg. Er beginnt an der Straße Ortende und mündet in den Verbindungsweg von Hustedt nach Tuschendorf, die Gieschenstraße. Den schnurgeraden Verlauf bis zur Mühle zeigt er erst seit der Verkoppelung des Martfelder Feldes im Jahre 1858. Vor dem Bau der Verdener Straße lief der über Hustedt / Büngelshausen hereinkommende Verkehr noch in den krummen Mühlenweg ein und wurde durch den Alten Schulweg zur Dorfmitte weitergeleitet. Wer von Büngelshausen direkt zur Mühle wollte, führ am Rand des Großen Feldes dorthin. Dieser Weg ist in der letzten Flurbereinigung aufgegeben worden.
Die erste Windmühle wurde 1583 gebaut. Sie lag 1500 Meter östlich ihres Hauptkunden, des Jagdmeierhofes. Ihre Vorgängerin, die Wassermühle am Hollener Weg, hatte 1500 Meter nach Westen gelegen. Die neue Technik der Windnutzung war der niedrigen Bockwindmühle nur im freien Gelände des Mallens möglich, doch offensichtlich achteten die Bauern genau darauf, nun keinen weiteren Weg machen zu müssen. Der Nachteil traf die Kleinenborsteler, die sich nach dem Ende der Hollener Mühle in Bruchhausen umsehen mußten.
Möhlenbraken Die neue Windmühle wurde vierzig Jahre später im Dreißigjährigen Krieg zerstört, eine Nachfolgerin erst kurz vor 1665 wieder errichtet. 1840 wurde die Bockwindmühle durch eine hohe Holländermühle ersetzt. Ein schweres Gewitter am Sonntag nach Ostern 1851 richtete viel Schaden an, dabei brannte auch die neue Mühle ab. Sie wurde sofort in gleicher Art wieder hergestellt. Wie viel Korn ist in dreieinhalb Jahrhunderten wohl aus Martfeld über den Mühlenweg gefahren und als Mehl wieder abgeholt worden. Manches Hungerjahr hat es in der Zeit gegeben. Von 1693 bis 1826 war die Mühle fest in der Hand der Müllerfamilie Wöhlke. Der Grabstein des ersten, Claus Wöhlke, liegt heute unbeachtet dort, wo ehedem ihr Wohnhaus stand (Nr. 85, neben "Busens", Nr. 86).
Manchmal wird die Feldmühle fälschlicher als "Tuschendorfer Mühle" bezeichnet. Vergessen ist dabei, daß es in Tuschendorf selbst kurze Zeit eine weitere Windmühle gab. Als der Ort noch eine selbständige Gemeinde war, verlief die Grenze in einem knappen Bogen um die Feldmühle herum, der Mühlenweg endete auf Tuschendorfer Gebiet. Die einträgliche Mühle hatte Martfeld nicht aus der Hand gegeben.
Das in kleinste Streifen und Parzellen aufgeteilte Feld links und rechts vom Mühlenweg war tausend Jahre lang Martfelds Roggenland, die Grundlage seiner Ernährung. Es wurde durch Roggendüngung fruchtbar gehalten.
Die Dicke der Plaggenschicht beträgt etwa einen halben Meter. Als man sich 1858 entschloß, die schmalen Streifen und winzigen Parzellen in größere Flächen zu gliedern, wurde in Respekt vor der schweißtreibenden Arbeit der Vorväter eine strenge Bestimmung in den Verkoppellungsprozeß aufgenommen: Auf dem Großen Felde darf kein Gebäude errichtet werden. Diese noch gültige Bestimmung ist jetzt durchbrochen worden - vielleicht gedankenlos. Wie bei der Aufhebung der innerörtlichen Kirchfußwege wurde auch hier ohne Not ein Stück jahrhundertealter Dorfgeschichte geopfert.
Hartmut Bösche

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Normannshauser Weg

34.16
Hinter der Stührmühle zweigt von der Bruchhauser Straße ein Weg ab, der über drei Kilometer ziemlich gerade südwärts führt. Nur der erste Kilometer heißt Normannshauer Weg. Nach Überfahren der ehemaligen Kleinenborsteler Gemeindegrenze gleich hinter dem Kanal übernimmt der Ortsname "Nonnannshausen" selbst die Benennung, die nächste kreuzende Straße heißt ebenso.
Die Wegführung ist uralt. Beider Visitation 1718 wurde festgehalten: Es hat die Kirche zu Martfeld die Gerechtigkeit, im Totenbruch und auf dem Mayler Moor vierundzwanzig Schweine zu weiden, weshalb sie daselbst einen Koben hat bauen lassen. Aus "Totenbruch" wurde über plattdeutsch "Dohenbrok" schließlich ein "Dornbruch", es ist die Landschaft an der Bruchhauser Grenze. Das Recht der Martfelder Kirche, dort Schweine zu halten, stammt sicher aus dem Mittelalter, so lange hat es diesen Triftweg schon gegeben. Ein anderer Triftweg, die "Häger Straße", kreuzte unterwegs, dort zogen die Schweine von Hoya zur Hoyaer Weide.
Die einst vernässte Bruchlandschaft kann sich der heutige Betrachter der großen Ackerflächen kaum noch vorstellen. Der Weg überquerte mehrere Gräben, die das Wasser nach Nordwesten zur Eiter abführten. Nur auf einigen erhöhten Plätzen konnte geackert werden, da lagen die Kämpe, immer wieder von Niederungen und Gehölz unterbrochen. Die große "Meloration" von 1885 hat alles verändert. Von ihr blieb der Kanal an der Grenze zwischen den Gemeinden Kleinenborstel und Martfeld.
Sinn der Wasserbaumaßnahme war es, im Frühjahr das Weserhochwasser zur Düngung über die Wiesen zu leiten und für einen kontrollierten Abfluss zu sorgen. Den Zufluss schaffte der "Melorationshauptkanal" ab Hoya, den die Landstraße an der Bruchhauser Ortseinfahrt heute noch überquert. Verglichen mit dem Totenbruch lagen die Martfelder Wiesen recht hoch, so musste dorthin ein spezieller Zuleitungskanal ausgehoben werden. Die Bewässerung war nur bei hohem Wasserstand möglich.
Problematisch war auch der Abfluss des Wassers, der von der Martfelder Neuen Weide über die Kleinenborsteler Wiesen zur Hoyaer Weide erfolgen sollte. Der Normannshauser Weg und die Landstraße durch Kleinenborstel lagen naturgemäß hoch und verliefen quer zum Wasserfluss. An beiden Straßen mussten kurze Kanäle zur Verbindung der Niederungen ausgehoben werden. Den Martfelder Zuleitungskanal gibt es seit der letzten Flurbereinigung nicht mehr, doch die künstlichen Abflüsse blieben erhalten.
Normannshauser Weg An beiden Seiten der Kanalbrücke steht je ein Haus, so als wären sie dort zugehörig. Doch die Gehöfte sind älter als die Brücke. 1845 war das Bruchland zwischen der Martfelder Neuen Weide und der Kleinenborsteler Weide geteilt und privatisiert worden. Der Normannshauser Weg wurde dabei begradigt und auf vierzig Fuß Breite festgelegt. Eins der neuen Grundstücke kaufte Christian Kornau aus Normannshausen (ehemals Nr. 58 a) und baute 1863 in der nassen Einsamkeit unmittelbar an der Grenze, aber auf Martfelder Gebiet, sein Haus. Es erhielt die Martfelder Hausnummer 173 (jetzt Normannshauser Weg 3). Als Maurer und Hausschlachter verdienten die Kornaus ihren Lebens unterhalt.
Zehn Jahre stand das Anwesen allein, dann bekam es mit Heinrich Dirck Schmidt aus Kleinenborstel (ehemals Nr. 17 a) einen Nachbarn (Nr. 182, jetzt Normannshauser Weg 2). Hier wird heute noch Landwirtschaft betrieben und ein begehrter Ziegenkäse hergestellt.
Ursprünglich sollte der geplante Abflusskanal nördlich an den Gehöften vorbeiführen, die beiden Kleinenborsteler hätten dann einen Martfelder Brückenkopf gebildet. Doch aus unbekannten Gründen wurde der Kanal schließlich zwischen beiden Stellen hindurchgeführt. Auf dem entstandenen neuen Deich gingen die Kornau- und Schmidt- Kinder dann zum Kirchenfußweg und darauf weiter nach Kleinenborstel zur Schule. Der Weg nach Martfeld wäre doppelt so weit gewesen.
Der Ausbau des Normannshauser Weges war sicher der Grund, dass an seiner Einmündung in die Bruchhauser Straße 1876 die Stührmühle errichtet wurde, die Normannshauser waren als Kunden sicher. Schließlich errichtete 1882 nach dem großen Brand von Martfeld Johann König, vorher Mieter in Nr. 46, ein eigenes Haus (Nr. 199, jetzte Normannshauser Weg 1) nahe der Mühle. Damit endete auf Martfelder Seite die Bebauung des mittlerweile gepflasterten und asphaltierten Weges, während im Kleinenborsteler Teil "Nonnannshausen" eine Reihe von neuen Häusern entstand.
Hartmut Bösche

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Ortende

23.29
Die Straße Ortende beginnt an der Kirchstraße und endet nach fünfhundert Metern leicht geschwungenem Verlauf an der Verdener Straße. Bis zum Mühlenweg ist sie beidseitig bebaut, danach schneidet sie das große Martfelder Feld an, daß auf einer Seite eine Bebauung verbietet. Ein winziges Haus stand hier ehemals aber doch, und da muß die Martfelder Chronik (Band 3) korrigiert werden, die Nummer 84. Ein Stück des alten Pastorenlandes, die "Brede vor dem Dorfe" lief nach alter Beschreibung von 1718 direkt auf dieses Häuschen zu. Die Flurbezeichnung "Vor dem Dorfe" meint natürlich das gleiche wie "Ortende". Hier endete das Dorf vor dem Großen Feld.
Als 1724 Heinrich von Hollen das armselige Haus Nr. 84 verkaufte, um sich mit Nr. 7 zu verbessern, war noch nicht zu vermuten, daß hier die Zentrale eines wichtigen Martfelder Gewerbes entstehen würde. Die Tochter des Käufers heiratete den Strumpfwirker Leonhard aus dem Saarland. Er belieferte den holländischen Markt, und bald strickten die Martfelder Männer und Frauen in ihrer freien Zeit Strümpfe für Leonhardt. Als dann seine Enkelin an der Holzmaase (jetzt Nr.4) neu baute, verschwand die ehemalige Strumpfagentur am Ortende spurlos. Ortende ist, auch wenn seine Anwohner es heute nicht so gerne hören, Martfelds älteste Umgehungsstraße die den innerörtlichen Verkehr entlasten sollte.
Die Straße von Hoya nach Bremen führte, da das Schwarmer Bruchland oft unpassierbar war, durch die Martfelder Heide in Richtung Beppen und Thedinghausen. Man braucht heute viel Phantasie um die ursprüngliche Ortsdurchfahrt zu entdecken. Es ist der heute so beschauliche Eichenweg, der ehemals an Coors - Johanns Hof Nr. 92 (heute Osterholz) vorbei weiter in Richtung Holzmaase zog, zwischen den Höfen Nr. 81 und Nr. 82 hindurch. An beiden Seiten dieser uralten Hauptstraße lagen je fünf Meierhöfe. Längst haben sie sich nach dem veränderten Wegenetz neu ausgerichtet, so auch die am Ortende dominierenden Hofstellen Nr. 86 ("Busens") und Nr. 87 ("Reinkens"). Sie haben einfach eine Kehrtwendung von der alten zur neuen Straße vorgenommen. Als die innerörtliche Bebauung den alten Weg zu sehr beengte, haben die Frachtfuhrleute entdeckt, daß man unmittelbar am Martfelder Feld vorbei den Ort viel besser passieren konnte. Das mag jetzt gut 800 Jahre her sein und kein Dokument zeugt davon, ob Martfelder Planung oder sture Eigenmächtigkeit fremder Fuhrleute den Weg begründete. Wenn man heute beobachtet, wie Autos mit Nienburger Nummer immer diesen kleinen Vorteil suchen so scheint die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher.
Das Martfelder Wegeverzeichnis von 1843 erklärt Ortende eindeutig als Hauptstraße, nämlich als Teilstück des "Hoya - Thedinghausener Hauptweges". Damals wurden die innerörtlichen Wege begradigt und verbreitert. So wurde festgelegt: Von Reiners bis Rippens soll die geringste Breite 24 Fuß betragen, wo die Straße aber bisher breiter war, soll sie unverändert bleiben. Beide Kleinbrinksitze, am Anfang Reiners Nr. 103 und am Ende Rippe Nr. 83, gibt es schon lange nicht mehr. Doch die damals auf mindestens sieben Meter breite festgelegte Bahn ist - erst gepflastert, dann asphaltiert - bis heute gleich geblieben. Einst lagen sich an der Straße zwei Meierhöfe gegenüber, die nicht, wie sonst ortsüblich, dem Hoyaer Grafen gehörten, sondern in den Händen adeliger Familien waren. Sie zogen daraus keinen Vorteil, denn der Adel sah eher auf schnelle Rendite als auf langfristigen Nutzen.
Nr. 98 (jetzt Holste, Ortende 5) prozessierte sich arm gegen seinen Gutsherrn von Behr in Hoya. Nr. 99, Stammhof der Martfelder Masemanns (jetzt Kaube, Ortende 6) wurde vor 500 Jahren in zwei Halbmeierhöfe geteilt. Beide Hälften stiegen dann weiter in die geringere Klasse der Kötner ab. Nr. 88, die abgetrennte Hälfte (jetzt True, Ortende 18) zeigte mit seinem repräsentativen Fachwerkhaus noch bis in unsere Zeit etwas von vergangener Größe. Doch dieses Haus brannte 1974 am Ostersonntag ab. Der dabei herrschende starke Ostwind machte der Feuerwehr sehr zu schaffen. Erinnerungen kamen hoch an den großen Brand von Martfeld 1881, als am Gründonnerstag bei dem gleichen trockenen Ostwind das halbe Dorf abbrannte.
Hartmut Bösche

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Plaggenhau

20.18
Die Stra e Plaggenhau beginnt in B ngelshausen an der Hustedter Stra e und zielt knapp einen Kilometer lang schnurgerade in s d stlicher Richtung auf die Gieschenstra e, die Tuschendorf und Hustedt verbindet.
Der mit dem Lineal gezogene Verlauf zeigt, dass es keine uralte Stra e ist. Sie wurde bei der Mallenteilung 1832 auf dem Rei brett entworfen. Plaggen sind Erdschollen. Schlug man sie so, da sie fast nur Heidekraut enthielten, so dienten sie als Feuerschollen zum Kochen und Heizen. In der Regel nahm man aber eine d nne humose Bodenschicht mit. So waren die Plaggen ein begehrter D nger. Streute man sie dem Vieh unter, so ergab sich eine ideale Vermischung mit Stallmist, doch wurden Plaggen auch unmittelbar auf die Ackerl ndereien gebracht.
Diese D ngung erm glichte den "ewigen Roggenbau". Das Brotgetreide wurde immer wieder auf den gleichen Feldern angebaut. Die Plaggend ngung erh hte das Gro e Martfelder Feld in tausend Jahren etwa um einen halben Meter. Wie viel Schwei ist da mit eingeflossen!
Nat rlich war es vorteilhaft, die Plaggen nicht allzu weit herzuholen. Die n chsten Plaggengr nde lagen n rdlich vom Gro en Feld in Richtung auf Hustedt. In der feuchten Niederung bildete sich die nat rliche Pflanzendecke best ndig neu.
Die Gr ndung des Ortes B ngelshausen im Jahre 1769 verkleinerte die Plaggenhaufl che anfangs nur unwesentlich. Doch als ihre H user fertig waren, legten die Siedler auch G rten und Acker an, die ged ngt werden mussten. Das Weiderecht f r je zwei K he und ein Rind gestand man den Neubauten zu.
Den Plaggenhieb wollten die Martfelder ihnen aber am liebsten ganz untersagen. Dabei traten die B ngelshauser keineswegs als Bittsteller auf. Sie leiteten aus ihrem Milit rdienst im Siebenj hrigen Krieg einen massiven Anspruch her. Sogar der vermittelnde Hauptmeier Rendig Meyer klagte, "sie fingen ihre Sachen mit allzu gro en Ungest m an, drohten und pochten, als wenn sie die alten Einwohner verdr ngen wollten".
Plaggenhau Schlie lich gestand man den Neub rgern ein Fuder Plaggen orts blicher Gr e zu. In der Heide gewonnenes Brennmaterial, Torf oder Feuerschollen, sollte durchaus auf diese Menge angerechnet werden.
Die Regelung hielt, solange die B ngelshauser mit ihrem Hausbau besch ftigt waren. Bereits 1777 aber holten sie vom Amt einen Bescheid ein, der ihnen "soviel Plaggen, wie zur D ngung n tig" zugestand.
Das wollten ihnen die Martfelder nicht erlauben. So kam es endlich 1783 zum Prozess gegen die Neubauern Franz Hinrich Schmidt, Dierk Hinrich B nger, Hinrich Peper, Peter Hodemann und Claus Clausen. Sie wehrten sich. Alle Gemeindelasten mussten sie mittragen, da st nden ihnen auch alle Rechte zu.
Sie trugen zwar die Kirchen- und Schullasten, entgegneten die Kl ger, aber keineswegs die Gemeindelasten wie Wege- und Gew sserbau. Das Amt folgte ihrer Argumentation und verwies die B ngelshauser auf ihren urspr nglichen Ansiedlungsvertrag zur ck.
Nach der Mallenteilung (1832) er brigte sich der Streit.
Alles Land war jetzt in privaten H nden, ged ngt wurde zunehmend mit Kunstd nger. Durch die Plaggenhaugr nde wurde ein neue Stra e gelegt. Auch hier war nun Platz f r Neusiedler. 1842 baute Renning Heinrich Schmidt aus Martfeld dort das erste Haus (alte Nr. 141). Ihm folgte wenige Jahre sp ter Harm Engelke (Nr. 150). Eine Generation weiter bauten sich Ehler L mann (Nr. 191) und Heinrich Ehlers (Nr. 193) an.
Ehlers verkaufte sein Anwesen bald wieder an Georg Wieneke. Schon vor dem ersten Weltkrieg er ffnete die Familie Wieneke dort eine G rtnerei. Damit erwachte der sandige, Jahrhundertelang um seine Humusschicht betrogene Boden des Plaggenhaus in g rtnerischer Kultur zu neuer Fruchtbarkeit und Bl te.
Hartmut B sche

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Suhlenstra e

3.3
Die Suhlenstra e zweigt gegen ber der Post von der Hauptstra e ab, kreuzt auf der H lfte die Dorfstra e und m ndet bei Sollers Gasthaus zusammen mit der Westernheide wieder in die Hauptstra e. Ihren jetzigen, begradigten Verlauf hat sie erst seit dem gro en Brand von 1881. Vorher trug wahrscheinlich nur der erste Teil bis zur Dorfstra e den Namen Suhlenstra e.
Bei Suhlen denkt man gleich an Matschpl tze, wo sich Schweine w lzen. Oft genug sah der ungepflasterte Weg fr her ja auch so aus. Doch diese Vorstellung f hrt uns v llig in die Irre. Die Suhlenstra e, eigentlich Suhling - Stra e, bekam ihren Namen von der K tnerstelle Nr. 12, die bis zu ihrem Ende im Feuer von 1881 immer "Suhlings" hie . Erst Johann Heinrich Bohlmann, der dort sp ter neu baute, brachte den heute gel ufigen Hausnamen "Aschens" mit.
Suhlenstra e Dicht neben Suhlings Platz in Richtung zur Dorfstra e stand einst Adrian Vehlings Haus. 1731 brannten beide benachbarten Stellen im Gewitter ab. "Aderjan" wurde danach, um die feuergef hrliche N he aufzul sen, zur Brandheide ausgesiedelt. Das Gebiet links und rechts der Suhlenstra e war fr her das Viertel der kleinen Leute. Die Strohd cher der Brinksitze, Kleinbrinksitze und H uslinge ber hrten sich fast. Neben "Ehlers" Haus (heute Nr. 5) zweigte noch ein Weg in Richtung L deken Stra e (heute Wiesengrund) ab. Dort hatten zwei Kleinbrinksitze Platz, die inzwischen ebenfalls ausgesiedelt sind (Kn ppel, Bremer Stra e 19; Witte, In der Weide 30).
Enge, Feuergefahr, Armut und Krankheit bestimmten lange das wenig romantische Bild. Die nderung, zu der die Gemeinde von sich aus die Kraft nicht fand, kam 1881 durch das Feuer. Das ganze Areal brannte ab. Einige der Gesch digten wollten oder konnten ihr Haus nicht wieder aufbauen. So war Raum f r eine gro z gige Neuordnung. Die Suhlenstra e wurde begradigt, dadurch kam das Lackmannsche Haus (jetzt Dorfstra e 18) von der rechten auf die linke Stra enseite. Die neuen H user auf vergr erten Grundst cken erinnerten danach in nichts mehr an den vorherigen Zustand.
ber dieses Viertel schrieb Pastor Twele in seiner Ortschronik, da "durch die Zerst rung der alten Wohnungen die ungesunden R ume vernichtet wurden, die von Krankheitserregern, besonders der in unserem Dorfe stark herrschenden Schwindsucht, verseucht waren ... Martfeld ist durch den Brand ein sch ner, und was am meisten in die Wagschale hineinf llt, ein gesunder Ort geworden."
Hartmut B sche

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Tuschendorfer Weg

32.11
Der Tuschendorfer Weg beginnt in Martfeld an der Stra e "Ortende" und f hrt nach einer kleinen Biegung fast einen Kilometer geradeaus ostw rts ber das Martfelder Feld. Er kreuzt noch die Gieschenstra e und endet dann "Vor dem Dorfe" im n rdlichen Tuschendorf. Eine namenlose Verl ngerung zieht sich als Feldweg noch weiter in die Mallenniederung in Richtung Eitzendorf Westen. Dort, jenseits der Kreisgrenze, wird die verk mmernde Spur sofort zur Tuschendorfer Stra e aufgewertet.
Als sommerlicher Triftweg kann diese Achse schon mittelalterliche Urspr nge haben. Gr ere Bedeutung erhielt sie aber erst, als einige Martfelder gegen 1575 die Kolonie Tuschendorf gr ndeten. Doch lter als die Kolonie war ein Ackerst ck des Martfelder Pastoren im S den der neuen Siedlung. Der Pastor ging keinen Umweg. Kaum aus Martfeld heraus, gabelte sich die Stra e. Der s dliche Arm zielte beim heutigen Gr ndst ck Ebeling auf die Eitzendorfer Stra e und damit geradlinig weiter auf den Pastorenkamp.
Ecke Ortende - Tuschendorfer Weg Bei der Verkoppelung des Martfelder Feldes 1858 erhielt der Tuschendorfer Weg seinen heutigen schnurgeraden Verlauf. Gleichzeitig wurde s dw rts, entlang der Brammerlake, eine Verbindung zur Eitzendorfer Stra e geschaffen, die auch heute noch Bestand hat. Der alte Weg zum Pastorenkamp zweigte nun von diesem Querweg ab, doch hatte er inzwischen seine alte Bedeutung verloren. Bei der letzten Flurbereinigung wurde er ganz aufgehoben.
Kurze Zeit war der Tuschendorfer Weg sogar im Gespr che, zur Landstra e nach Eitzendorf ausgebaut zu werden. Als 1889 der Verlauf der neuen Chaussee ber die Brandheide oder an der Feldm hle vorbei strittig war, bot sich diese Mittellinie als Kompromiss an. Schlie lich setzte sich aber die Brandheide - L sung durch, sie belastete das wertvolle Feldland nicht. Ein Ausbau des Tuschendorfer Weges h tte n mlich Probleme mit dem strengen Verkoppelungs - Rezess des Martfelder Feldes von 1858 gebracht. Demnach durften auf dem Feld keine Geb ude errichtet und keine B ume gepflanzt werden. Jede Zersiedlung das alten Ackerlandes war damit unterbunden.
Inzwischen hat man den dorfnahen Anfang des Weges in Martfeld aber als attraktives Bauland entdeckt. Doch rechnet man dieses Land noch nicht zum "Feld", sondern noch zu "G deken Maase". Die Maase war eine kleine vern sste Landschaft, die in das Feldland hineingriff. Wohl schon im Mittelalter war hier ein Fischteich angelegt worden. Dazu brauchte es auch ein Flie gew sser, von dem nun aber jede Spur fehlt. Die Reste des Teiches sind dagegen lteren Leuten noch bekannt, bis heute liegt das Grasland dort sehr niedrig. 1731 hatte der Vollmeier Klimisch den Teich vom Amt Hoya auf Erbenzins bernommen, er musste j hrlich 18 Mariengroschen daf r zahlen. Der Klimisch - Hof (Nr. 106) verschwand als Ausl ser des Gro en Brandes von Martfeld 1881. Geblieben ist der Hof, der "G deken Maase" den Namen gab, der Halbmeier G deke Meyer vor dem Felde (jetzt Tuschendorfer Weg 3). Als einer der ltesten H fe des Dorfes kann er wohl auf eine tausend - j hrige Geschichte zur ckblicken.
Bebaut wurde auch das Tuschendorfer Ende des Weges, es war ja vom Martfelder Feldrezess nicht betroffen. Damals war Tuschendorf als selbstst ndige politische Gemeinde v llig unabh ngig von Martfelder Beschl ssen. Schnurgerade l uft der Tuschendorfer Weg deshalb auch nur bis zur ehemaligen Martfelder Grenze. Kurz vor der "Gieschenstra e" macht der Weg ohne jeden u eren Anlass eine leichte Biegung nach rechts. Hier endete Martfeld, und die Tuschendorfer passten den Stra enverlauf nun ihren Bed rfnissen an.
Hartmut B sche

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Verdener Stra e

14.19
In Martfeld kreuzen sich die Landstra en Bruchhausen - Verden und Hoya-Bremen. Von Anfang an hat diese Verkehrssituation dem Ort seine Bedeutung gegeben. Die im fr hen Mittelalter angelegte "Curtis", heute der Hauptmeierhof, sollte diese Kreuzung kontrollieren. Die Stra e von Martfeld nach Bruchhausen hat den Verlauf weitgehend gewahrt. Die gerade F hrung der Verdener Stra e ber das Gro e Feld ist dagegen augenscheinlich ein Ergebnis neuzeitlicher Planung.
Die kurze Verbindung von Martfeld ber B ngelshausen nach Hustedt scheint uns heute so nat rlich, dass wir uns einen anderen Verlauf kaum vorstellen k nnen. Doch den Martfelder Ortsteil B ngelshausen gibt es erst seit gut zweihundert Jahren. Davor trafen sich Hustedter und Martfelder meist nur im gemeinsamen Gottesdienst in der Martfelder Kirche. Einen direkten Kirchenfu steig ber das Gro e Feld hat es immer gegeben, der berregionale Landstra enverkehr musste dagegen einen gro en Bogen um das Martfelder Feldland machen.
Ortsausgang nach Verden Verlassen wir heute Hustedt in Richtung Martfeld, so fahren wir eine scharfe, gef hrliche Linkskurve. In dieser Kurve haben die Wege v llig ihre Bedeutung gewechselt. Der ehemalige Kirchenfu weg ber B ngelshausen ist zur modernen Landstra e geworden. Die alte Landstra e aber, die B ngelshausen n rdlich weit umfasste und etwa in H he Kriegermoor in die Holzmaase einm ndete, ist zu einem Wirtschaftsweg herabgesunken.
Man musste also fr her mit Pferd und Wagen zwischen Hustedt und Martfeld einen recht grossen Bogen fahren. Ortskundige nutzten daher gern die Koppelwege ber das Gro e Feld, so zum Beispiel den M hlenweg, von dem eine Abzweigung in Richtung B ngelshausen f hrte.
Als 1858 das in eine Unzahl winziger Parzellen zersplitterte Martfelder Feldland zu gr eren Schl gen verkoppelt wurde, musste dazu auch ein passendes Wegenetz entworfen werden. Es war die Gelegenheit, die Landstra e nun geradlinig ber das Feld zu f hren. Die Gemeinden Martfeld und Hustedt waren sehr an der neuen Stra e interessiert. Der vom Geometer M ller entworfene Verlauf folgte ziemlich genau dem alten Hustedter Kirchenfu weg, der hier auch Koppelweg war. Aber die Eigent mer des Feldlandes, die "Verkoppelungsinteressenten", sperrten sich mit allen Mitteln gegen die neue Stra e. Dazu gaben deren Vertreter, der Martfelder Hauptmeier (Nr. 77) und Vollmeier Richard Schierenbeck (Nr. 92) nicht einmal eine Begr ndung f r ihren Widerstand an. Man vermutete, sie h tten Bedenken gegen gefr ige Kuh- und Schafherden, die dann vielleicht durchgetrieben w rden und bot ihnen ein generelles Triftverbot an. Doch Meyer und Schierenbeck lehnten weiter ab. Wir m ssen heute vermuten, dass die gleichen Gr nde, mit denen sie jede Bebauung und jedes B umepflanzen verboten, sie veranlasste, auch den gro en Verkehr dort fernzuhalten. Zu Bau und Verkehr mochte die wertlose Heide dienen. Vor dem Boden, der allen Vorgenerationen das Brot gespendet hatte, zeigten sie eine tiefgehende Achtung.
Aber der Fortschritt lie solche Betrachtungen nicht mehr zu. 1860 wurde von der Regierung dem Wunsch der beiden Gemeinden Martfeld und Hustedt entsprochen und die neue Landstra e genehmigt. Aus dem Widerstand der Verkopkoppelungsinteressenten erkl rt sich, dass sie fast genau dem alten Koppel- und Kirchweg folgte. Heute w nschten wir, die Strasse w re etwas weiter n rdlich gef hrt worden, um geradeaus in die Hauptstra e zu m nden. Den Friedhof, der das heute verhindert, gab es damals noch nicht.
Doch in jenen Jahren galt die Achse Ortende - Holzmaase noch als Hauptstra e Hoya - Bremen, so schien die einfache Anbindung hier zu gen gen. Der Verkehr aus Richtung Bruchhausen verteilte sich auf die Alte Schulstra e, den Dickensweg und eine weitere neue Stra e ber den Alten Kamp. Alle drei m ndeten nebeneinander in die Stra e Ortende. Keine zielte auf die neue Verdener Stra e. Bei steigendem Verkehrsaufkommen wurde dann doch die Stra e ber den Alten Kamp mit einer weiteren Kurve auf die Verdener Stra e gef hrt. Heute ist die L 202 die Vorfahrtstra e. Ortende hat seine Rolle als Hauptstra e verloren, doch ein Unfallschwerpunkt ist geblieben.
Hartmut B sche

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Vor dem Dorfe

9.4
Die Stra e "Vor dem Dorfe" verbindet die beiden zum Kirchdorf Martfeld f hrenden Wege "Eitzendorfer Stra e" und "Tuschendorfer Weg" miteinander. Sie verl uft in Nord-S d - Richtung f nfhundert Meter ziemlich geradeaus. Mit dem "Dorf" ist nat rlich Tuschendorf gemeint, eine vor gut vierhundert Jahren gegr ndete Kolonie Martfelds.
Schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts war das Gebiet des Mallens weitgehend abgeholzt und lockte die umliegenden D rfer zur Anlage von Ackerk mpen und Hausstellen an. Die Eitzendorfer und Wecholder versuchten dabei, sehr nahe an Martfeld heranzur cken. Der Verlauf der sp teren Gemeindegrenzen zeigt, da ihnen der Versuch weitgehend gl ckte. Ein uraltes Ackerland des Martfelder Pastoren - heute die Grundst cke von Mehlhop und Wulf an der Eitzendorfer Stra e - zeigte ihnen aber deutlich den Beginn des Martfelder Gebietes an. Von hier aus wurde - anscheinend ganz bewu t und wohl geplant - eine Kette von Kolonistenstellen angelegt. Eiler K ster (Nr. 9) war der Erste, der dort baute. Er hatte die Genehmigung noch vom Hoyaer Grafen Erich erhalten. Seine Nachbarn holten die Erlaubnis von dessen Nachfolger Otto. Der Regierungswechsel vom Grafen Erich zum Grafen Otto erfolgte 1575. Diese Zahl kann ziemlich genau als das Gr ndungsdatum des Dorfes gelten.
Vor dem Dorfe K sters Nachbar Heines nahm das Pastorenland in Pacht. Er war der erste Tuschendorfer mit ausreichender Ackerfl che. ber ihn kam der bekannte Name Freymuth in den Ort. Alle brigen Neubauern mu ten sich mit eineinhalb Himtsaat Roggenland k mmerlich ern hren. Etwas besser ging es wohl dem Hoyaer Beamten Johann Ravens, der gegen 1600 hier eine Wohnung f r seine Familie suchte. Er war Hofmeier, d.h. Verwalter des Hoyaer Schlosses. Selbst hat er vielleicht nicht in Tuschendorf gewohnt, wohl aber sein Sohn Levien Rave, nach dem die Stelle bis heute "Leviens" hei t. Neben Eilert K ster geh rte auch ein Heinrich K ster zu den Neusiedlern, beide stammten wohl aus derselben Martfelder Familie, die sich damals neben "K ster" auch "Tusche" schrieb. Die auff llige Vorliebe f r den Namen Eiler zeigt, da noch weitere Kolonisten mit ihnen verwandt waren. So hatten die Martfelder guten Grund, die neue Kolonie "Tuschendorf" zu nennen.
Um dem vom Mallen her kommenden Ostwind zu begegnen, pflanzten die Kolonisten Eichen vor ihre H user. Der vor den Eichen und damit "Vor dem Dorfe" verlaufende Weg war dann die genaue Grenze gegen die Gemeinheitsfl che des Mallens. Erst bei der Generalteilung 1828 - 32 erwarben die Tuschendorfer das Eigentum an den vor ihren H usern liegenden Fl chen. Bis dahin waren sie nur berechtigt, mit den brigen Mallenanliegern ihr Vieh zur Weide aufzutreiben. Pferde, K he und Schafe brauchten Tr nken. Alte Karten zeigen uns daher eine Reihe von Teichen am Rande des Mallens. Je eine lag am Anfang und am Ende des Weges "Vor dem Dorfe". Den n rdlichen Teich neben L hrs - Fiddelke kann man heute im Gel nde noch erahnen, der s dliche ist v llig eingeebnet worden. Nur deshalb macht der Weg "Vor dem Dorfe" kurz vor seiner Einm ndung in die Eitzendorfer Stra e noch eine Kurve, weil er ehemals die Tr nke umgehen mu te.
Die Bedeutung dieses Teiches hielt die Amtsverwaltung in Hoya zeitweise sehr hoch. Man experimentierte dort im 17. Jahrhundert wie an anderen Martfelder Orten mit Karpfenzucht. Viel Erfolg hat es wohl nicht gegeben, schlie lich trennte sich das Amt von den Fischteichen und berlie sie den Anliegern in Erbpacht.
Hartmut B sche

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Wachtstra e

13.14
Aus welcher Richtung man sich jetzt Martfeld n hert, der erste Gru wird einem seit einigen Wochen un bersehbar von f nf T rmen mit drehenden Fl geln geboten. Sie stehen in der neuen Weide, einst Martfelds nasse, verlorene Ecke, jetzt ein moderner Techno - Park. Leicht f hlt man sich an Hermann L ns Gedicht von Bohrturm erinnert.

Es steht ein schwarzes Gespenst im Moor,
Das ragt ber B sche und B ume hervor.
Der Bauer schafft im goldenen Feld:
Ich nehme dein Land und gebe dir Geld.

Hier soll es nicht um Kulturkritik gehen, sondern um die Geschichte der Stra e, die von Martfeld aus in die Neue Weide f hrt. Die Wachtstra e beginnt als Klinkerweg dort, wo Dorfstra e und La Bazoge aufeinander treffen. 700 Meter weiter, vor Franz Haus (Westermann), biegt der Klinkerweg scharf nach rechts zum St hr hin, doch der moderne Wirtschaftsweg aus Beton zieht an gleicher Stelle fast Kilometer geradeaus nach S den. Beide Richtungen geben nicht die urspr ngliche Fortsetzung der Wachtstra e wieder. Ehemals setzte sie ihre anf ngliche Biegung ostw rts fort und m ndete zwischen der Brandheide und der Loge in die Hoyaer Stra e. In trockenen Jahreszeiten war es manchen Martfelder bequemer, den Weg nach Hoya an Franz Haus vorbei zu nehmen, statt ber die Brandheide.
Wachtstra e Das Bruchland zwischen Martfeld, Kleinenborstel und Hoyerhagen besa durchaus ein Verkehrssystem Historische Namen, Leute Flurbezeichnungen, zeugen davon: Brandstra e, Beststra e, Stickstra e, Lange Stra e, H ger Stra e. Es w re sinnvoll den heutigen, anonymen Wirtschaftswegen diese Namen beizulegen. Nutzbar waren im Mittelalter wegen der h heren Wasserst nde die Stra en nur sehr kurze Zeit z.B. nach der Ernte. Dann mussten die Martfelder Bauern den zehnten Teil ihres Getreides, soweit nicht die Siebenmeier Anspruch darauf hatten, in das gr fliche hoyarische Vorwerk nach Memsen bringen. Der k rzeste Weg ging quer durch die Bruchlandschaft. Da herrschte dann f r kurze Zeit reger Verkehr in der Wachtstra e.
ber den Namen kann man nur Vermutungen anstellen. Man denkt sofort, dass die einsam gelegene Westermannsche Stelle eine Art W chterfunktion hatte. Das ist nicht ganz auszuschlie en. Die K tnerstelle ist fast 600 Jahre alt und wird nicht ohne Grund so weit vor dem Dorf angelegt worden sein. Andererseits kennzeichnet die Silbe "wach" - oder - "wak" feuchtes, modriges Gel nde. Das passt so gut wie bei der Wakkester Wiese in Spraken oder beim Ortsnamen Wachendorf.
Geht man die Wachtstra e entlang, so kann man rechts und links an den unruhigen Bodenprofilen noch Spuren des Kampfes gegen die N sse beobachten. Hier hat man jahrhundertelang mit Auftragen von Plaggen die K mpe erh ht. So wurde das Plaggenland immer niedriger, der Kamp immer h her. Rechts lagen die "Sechs cker", auch "Auf der Zackern"
Hartmut B sche

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Westernheide

24.11
Die Stra e Westernheide l uft vor Sollers Gartenhaus aus der Bruchhauser Stra e, kreuzt auf halber L nge nach leichter Biegung die Dorfstra e und endet nach 350 Metern an der Schulstra e.
Streng genommen endet sie hier nicht, sondern ein Fu weg, jetzt wieder aktiviert, f hrt weiter ber den Meierkamp zur Kirche. F r die Fu g nger aus Kleinenborstel und Hollen war das fr her der normale Kirchweg. So verwundert nicht, da "Westernheide" auf der fr hen Katasterkarte als "Kirchstra e" eingetragen ist. Der alte Name ist aber nun an anderer Stelle vergeben.
Zum Kirchweg geh rte fr her eine Gastwirtschaft, und sie gab es immer an dieser Stra e zuerst bei "Capitains" auf dem heutigen Grundst ck Nr.3 (Bomhoff), sp ter den "alten Krug" von Kackebart (jetzt W hrmann, Ecke Hauptstra e), 1859 erwarb Dietrich Soller, Kackebart gegen ber, die Krugkonzession.
Hier war immer quirliges Leben, und der de Name Westernheide kann den Martfeldern erst wieder eingefallen sein, als 1881 der gro e Brand alle H user der Stra e ohne Ausnahme in Asche legte.
Heide war hier wirklich einmal. Nur die h her gelegene Ostseite brachte die ersten Martfelder in Acker und Kultur. Im Norden dehnte sich die Gro e Heide aus, im S den die Brandheide und im Westen - die Westernheide. Die alten Meierh fe lagen in der N he des Feldes. Die Heiden blieben unbesiedelt. Etwa 1400 bauten die ersten K tner und Brinksitzer westlich des Hauptmeierhofs an.
Die Westernheide liegt etwa einen Meter tiefer als das Feld im Osten, wegen der N sse war sie siedlungsfeindlich. Erst mussten die Wasserl ufe reguliert werden. Die Rietlake, die Feldlake und weitere W tern zwischen Martfeld und Kleinenborstel sind entstanden. Am Meierkamp entlang, an der heutigen Dorfstra e, hatte man vor Jahrhunderten Fischteiche erhalten. Der zugeh rige Graben querte die Westernheide hinter der B ckerei K ster. Heute ist der Wasserzug verrohrt. Die Br cke, ber die die Kirchg nger immer gehen mussten, ist nach dem gro en Brand verschwunden.
Dicht daneben, gleich hinter dem Haus des "Alten B ckers", stand einst "Behlmers Dingerei". Die kleine Tagel hnerkate ging genauso im Feuersturm unter wie Tobecks Haus als n chstes in der Reihe. Letzteres war Martfelds ltestes Haus und stammte noch aus der Zeit vor dem Drei igj hrigen Krieg (heute Zerfowski - Gru ). Die Namen Tobeck und Behlmer k nnen die alten Martfelder wohl zuordnen. Tobeck zog 1837 von der Westernheide an die Bruchhauser Stra e, Behlmer - Wolters baute 1853 neu auf dem St hr.
Sie verlie en die eng bebaute Stra e schon vor der Brandkatastrophe. Andere kehrten nach dem Feuer nicht an den alten Platz zur ck. Kleine Nebenstra en (rund um das jetzige Gesch ftshaus Hartmann) gab man auf. Bei der Einf hrung der Hausnummern 1753 waren an der Westernheide die Zahlen 32 bis 46 vergeben worden. Von diesen 115 Stellen wurden nach 1881 nur vier wieder am alten Platz errichtet: Nr. 36 (jetzt Gl ser), Nr. 37 (Hoppe), Nr. 38 (Labbus) und Nr. 45 (B cker K ster). Doch nach und nach kehrte das alte Leben hierher zur ck. Die Stra e lag zentral, das war in der Zeit der Fu g nger entscheidend. So lie en sich neben den Gastwirtschaften alle m glichen Gewerbe nieder: Schmied, Schuster, B cker, Friseur, Kolonialwarenl den, Uhrmacher, Dachdecker, W scherei, Hei mangel, Elektriker und viele mehr. Auch ein Lehrerwohnhaus lie die Gemeinde hier nach der Schule bauen.
In der Zeit der Autos verlagerten sich Martfelds gesch ftliche Schwerpunkte. Heute liegt die Westernheide in einer verkehrsberuhigten Zone und geh rt zu den vergessenen Stra en des Ortes. Die Einfahrt von der Bruchhauser Stra e wurde k nstlich verengt. So deutet bald nichts mehr darauf hin, dass hier die urspr ngliche Hauptstra e von Bruchhausen nach Verden verlief. Sie war schon zur Zeit Karls des Gro en so wichtig, dass die fr nkische Besatzung darauf einen milit rischen St tzpunkt anlegte. Aus diesem St tzpunkt, der "Curtis", ist der Hauptmeierhof entstanden. Heute trennt der Meierkamp die Stra e Westernheide von ihrer nat rlichen Verl ngerung, dem alten Schulweg. Die Stra e nach Verden l uft nun um den Meierhof herum und hat l ngst neue, lebendige Zentren geschaffen.
Hartmut B sche

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Zur Maase

0.6
Die Stra e f hrt von Heins - Haus an der scharfen Kurve der Kirchstra e zur Maase, wie ihr Name sagt. Eine Maase ist eine kleine Teichlandschaft, sozusagen die nasse Ecke des Dorfes. In Martfeld gab es gleich drei davon: Im Norden die Holzmaase, im Osten Goedeken Maase und im Westen, entlang der heutigen Schulstra e, die hier gemeinte Maase.
Schon vor Jahrhunderten wurde das urspr nglich wohl sumpfige Gel nde ber die Rietlake entw ssert. Es wurden Fischteiche angelegt, die wiederum Frischwasser aus den s dlichen Bruchwiesen erhielten. 1580 verf llte Heinrich Suer einen Teich mit Erde und baute dort eine Schmiede. Auf dem Grundst ck stehen heute die Neubauten Schulstra e 20 und 22.
Der letzte Fischteich, an der Ecke Schulstra e / zur Maase, wurde 1862 von der Ritterfamilie v.d. Bussche in Hoya an die Anlieger verkauft. Heute erinnert nur die niedrige Lage der Wiese an das ehemalige Gew sser, das zuletzt noch Feuerl schzwecken diente.
Gerechterweise h tte die Schulstra e, die an den ehemaligen Teichen vorbeif hrt, es verdient, den Namen der Maase in Erinnerung zu halten. Dann h tte die heute als "Zur Maase" benannte Stra e ihre jahrhundertealte Bezeichnung "Marktstra e" behalten k nnen.
Heute ist es in Martfeld fast vergessen, da es hier einst einen Markt gab. In amtlichen Unterlagen taucht er erst 1530 auf, doch war er da schon eine uralte Institution. Wahrscheinlich ist der Marktbetrieb in der Notzeit des Drei igj hrigen Krieges untergegangen und sp ter nicht wieder zum Leben erweckt worden. Was blieb, war die Bezeichnung "Marktstra e". Mit diesem Namen wurde der Weg 1881 nach dem gro en Brand von Martfeld in die Verkoppelungskarte eingezeichnet. Die Marktstra enh user hatten das Feuer zur Maase und zur Westernheide weiter getragen.
Mit der Umgestaltung der Grundst cke und der Bebauung nach dem Brand ging dann wohl die Erinnerung an den Markt verloren. Vielleicht besinnt man sich aber noch einmal auf dieses St ck bedeutender Vergangenheit des Dorfes und gibt der Stra e ihren alten Namen zur ck.
Hartmut B sche

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